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Für die Londoner Bevölkerung war
es immer ein großes Vergnügen, wenn
in strengen Wintern der Strom zufror.
1683/84 beschrieb John Evelyn in sei-
nem Tagebuch, was sich dann auf der
Freezeland Street - wie die eisbedeckte
Themse genannt wurde - alles tat. Pro-
visorisch hochgezogene Pubs und Ver-
kaufsstände aller Art bedeckten die zu-
gefrorene Wasserfläche, man spielte
Ball, rutschte über das Eis, organisierte
gar ein Bullenrennen sowie eine Fuchs-
jagd - „Karneval auf dem Wasser“, so
nannte Evelyn das winterliche Spektakel.
Nur die Fährleute konnten dem fröhli-
chen Treiben nichts abgewinnen, sie wa-
ren vorübergehend arbeitslos. Im Winter
1813/14 schlugen die ferrymen Kanäle
ins Eis und kassierten nun dennoch ab.
Der Fluss ernährte eine ganze Men-
ge Menschen. Während der Ebbe
sammelten die Armen entlang des Ufers
Blech- und Eisenstücke aus dem Schlick.
Der Londoner Historiker John Stow zählte
1598 über 2000 Fährboote und bereits
einhundert Jahre später soll es schon
40.000 Fährmänner gegeben haben.
600 Jahre lang war die London Bridge
die einzige Brücke über die Themse,
Fährmänner und Stadtverantwortliche
waren sich in der Ablehnung weiterer
Brückenbauten einig: Die einen fürch-
teten den Einnahmenverlust im Per-
sonen- und Warentransport, die ande-
ren wollten die Mautgebühren, die man
für die Begehung der London Bridge zu
entrichten hatte, nicht mit anderen tei-
len. Erst 1739 begann man mit dem Bau
der Westminster Bridge, die 1750 fer-
tiggestellt wurde (die heutige Konstruk-
tion stammt aus der Mitte des vorletz-
ten Jahrhunderts). Ab diesem Zeitpunkt
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