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William Thackeray und der Maler James
Abbot McNeill Whistler. Bekannt gewor-
den war Carlyle mit seinem 1837 erschie-
nenen, dreibändigen Werk über die Fran-
zösische Revolution. Danach festigte er
seinen Ruf mit einer Arbeit über Friedrich
II. von Preußen sowie über das Leben
von Friedrich Schiller und wurde endgül-
tig berühmt mit seinem Band „Über Hel-
den und Heldenverehrung und das Hel-
dentümliche in der Geschichte“, in dem
er charismatische Figuren der Weltge-
schichte in prägnanten biografischen Es-
says verlebendigte. Goethe sagte schon
1827 über ihn: „Carlyle ist eine morali-
sche Macht von großer Bedeutung. Es ist
in ihm viel Zukunft vorhanden und es ist
gar nicht abzusehen, was er alles leisten
und wirken wird.“ Da war der so Geprie-
sene erst 32 Jahre alt und die großen Bü-
cher, die ihn als einen der einflussreichs-
ten Männer des 19. Jh. ausweisen soll-
ten, hatte er noch nicht geschrieben. Ein
englischer Kritiker notierte: „Carlyle war
für England das, was sein großer Held
Goethe schon lange für Deutschland war
- ein alter Prophet, dessen persönliche
Urteile über Menschen und Dinge unge-
duldig begehrt und die begehrlich auf-
gezeichnet und weiter erzählt wurden.“
George Eliot, die ja um die Ecke im Chey-
ne Walk lebte und nicht gerade als Be-
wunderin von Carlyle galt, mußte um
1855 immerhin zugeben, dass „es eine
müßige Frage ist, ob seine Bücher in ei-
nem Jahrhundert noch gelesen werden.
Denn es gibt kaum einen überlegenen
und aktiven Geist in Carlyles Generati-
on, der nicht von seinen Schriften beein-
flusst wäre, und jedes englische Buch,
das in den letzten zehn oder zwölf Jah-
ren erschienen ist, hätte anders ausge-
sehen, wenn Carlyle nicht gelebt hätte.“
Virginia Woolf, die sich manchmal
auch als Journalistin betätigte, schrieb
1932 in ihrem Essay „Häuser berühmter
Menschen“: „Nehmen wir zum Beispiel
die Carlyles. Eine in ihrem Haus in Chey-
ne Row verbrachte Stunde vermittelt uns
mehr, als wir aus allen Biografien erfah-
ren können. Gehen Sie einmal hinunter
in die Küche: Dort wird man mit einer
Tatsache bekannt gemacht, die dem Bio-
grafen Froude entging und dennoch von
einer kaum zu überschätzenden Bedeu-
tung für sie war: Sie hatten keine Was-
serleitung. Jeder Tropfen, den die Car-
lyles verbrauchten - und sie waren als
Schotten geradezu von fanatischer Rein-
lichkeit -, musste von Hand aus einem
Brunnen in der Küche hochgepumpt wer-
den. (...) Das hohe, alte Haus ohne flie-
ßendes Wasser, ohne elektrisches Licht,
ohne Gasheizung, voll von Büchern und
Kohlenrauch, Himmelbetten und Ma-
hagonischränken, in dem zwei hoch-
nervöse und anspruchsvolle Menschen
jahraus, jahrein lebten, wurde von ei-
nem einzigen unglücklichen Dienstmäd-
chen in Ordnung gehalten. (...) Oben im
Dachgeschoss unter einem Decken-
licht saß Carlyle auf einem rosshaarbe-
zogenen Stuhl und stöhnte, während er
mit der Geschichte rang; ein Strahl gel-
ben Londoner Lichts fiel auf seine Pa-
piere und eine Drehorgel und die rau-
en Rufe der Straßenhändler drangen
durch die Wände, die, obwohl doppelt
London hat auch moderne
Brückenarchitektur zu bieten:
die Albert Bridge in Chelsea
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