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thOMAS MOruS - StAtiONEN EiNES LEBENS
Thomas More (lateinisch: Morus) wurde
am 7. Februar 1477 (oder 1478) als Sohn
eines Richters in London geboren. Von
1489 an diente der Knabe drei Jahre lang
als Page beim Lordkanzler John Morton
und kam erstmals in Kontakt mit der eng-
lischen Politik. 1492 besuchte er zwei Jah-
re lang die juristische Fakultät der Univer-
sität von Oxford und vervollständigte ab
1494 seine Kenntnisse an den Houses of
Court in London. Daneben betrieb er theo-
logische und humanistische Studien und
gewann die Freundschaft des großen Eras-
mus von Rotterdam. Nachdem er sich als
Rechtsanwalt niedergelassen hatte, wur-
de er im Jahre 1504 Unterhausmitglied
und amtierte ab 1510 acht Jahre lang als
Untersheriff von London. Heinrich VIII.
war mittlerweile auf den umfassend ge-
bildeten jungen Mann aufmerksam ge-
worden und schickte ihn 1515 auf eine di-
plomatische Mission nach Flandern. Mo-
rus erledigte seine Aufgaben mit großer
Sorgfalt und Initiative, sodass Heinrich
ihn 1517 in den königlichen Dienst über-
nahm. Morus führte wirtschaftliche Ge-
spräche mit dem Habsburger Kaiser Karl
V. und leitete Wirtschaftsdelegationen zur
Hanse.
Neben seinen politischen Aufgaben fand
er Zeit, eine umfassende literarische Tä-
tigkeit auszuüben. 1514 schrieb er eine
Biografie über Richard III. (die von Shake-
speare als Vorlage für sein gleichnamiges
Stück benutzt wurde) und 1515/16 dann
sein berühmtestes Werk, „Utopia“ (eigent-
lich: „Über den besten Zustand des Staa-
tes und die neue Insel Utopia“). Hierin
kritisierte er die sozialen Verhältnisse in
England und schuf die Vision einer Gesell-
schaft ohne Privateigentum an Produkti-
onsmitteln. In der Zeit von 1521-1523 as-
sistierte er Heinrich VIII. bei dessen the-
oretisch-polemischen Arbeiten gegen die
Reformation Luthers (Heinrich holte sich
mit der Studie den päpstlichen Ehrentitel
„Verteidiger des Glaubens“) und verfass-
te 1529 das kirchliche Werk „A Dialogue
Concerning Heresies and Matters of Reli-
gion“. 1521 erhob ihn der König in den
Adelsstand und ernannte ihn zum Unter-
schatzmeister, von 1523 bis 1529 war er
der Sprecher des Unterhauses, 1523 wur-
de er zum Friedensrichter ernannt, 1524
erhielt er den Ehrentitel High Steward der
Universität Oxford, 1525 den gleichen Ti-
tel auch von der Universität Cambridge
und im Oktober 1529 schließlich machte
Heinrich VIII. Thomas Morus zum Nach-
folger des Lordkanzlers Kardinal Wol-
sey. Morus wurde einer der engsten Bera-
ter des Monarchen, blieb jedoch auch Ka-
tholik, nachdem Heinrich den Bruch mit
Rom vollzogen hatte.
1532 trat Morus von seinem Amt zu-
rück und verweigerte den Suprematseid,
mit dem er Heinrich als neues kirchliches
Oberhaupt anerkennen sollte. Der König
machte ihm den Prozess und der Huma-
nist wurde am 6. Juni 1535 als Hochver-
räter enthauptet. Im Jahre 1935 sprach
die Kirche Thomas Morus heilig.
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