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befahren, verdiente Adlige dagegen beka-
men vom Monarchen einen Sonderaus-
weis und konnten dann auch diese privi-
legierte Route benutzen. Erst um 1820
machte man King's Road der Öffentlich-
keit zugänglich. Heutzutage prägen Edel-
boutiquen, Pubs, Restaurants, Schallplat-
tengeschäfte und Delikatessengeschäfte
das Bild von Chelseas Hauptstraße.
µ King's Road, U-Bahn Sloane Square
Heinrich VIII. oft zu Besuch kam, mindes-
tens einmal stand er unangemeldet zum
Abendessen vor der Tür. Nach dem Mahl
gingen der König und sein Lordkanzler
im Garten spazieren, der Herrscher hatte
freundschaftlich den Arm um den Huma-
nisten gelegt. Morus kommentierte die
Geste so: „Ich danke dem Herrn, ich bin
wirklich in der Gnade meines sehr guten
Herrn; und ich glaube, dass er mir seine
Gunst so sehr wie nur irgendeinem im
Reich schenkt. Nichtsdestoweniger will
ich sagen, dass ich keinen Grund habe,
stolz darauf zu sein, denn wenn mein
Kopf ihm ein Schloss in Frankreich ein-
bringen könnte, dann würde er ihn mir
zweifellos abnehmen.“ Morus gab sich
also keinerlei Illusionen über den König
hin, denn bis zur Amtszeit des Humanis-
ten als Lordkanzler hatte Heinrich VIII. ja
schon etliche Leute einen Kopf kürzer
machen lassen. Vielleicht ahnte Morus,
dass es ihm nicht anders ergehen sollte.
Von Chelsea bis zum Regierungssitz
in Westminster war es nicht weit und vor
dem Haus von Morus lag immer ein Ex-
pressboot bereit, das mit acht Ruderern
besetzt war und den Lordkanzler jeder-
zeit schnell zum König bringen konnte.
Morus' Statue steht vor der Chelsea
Old Church, im Innern der Kirche liegt
neben seinen zwei Ehefrauen auch der
Schriftsteller Henry James (1843-1916)
begraben. Obwohl amerikanischer Ab-
stammung, verbrachte James den größ-
ten Teil seines Lebens in Chelsea (Lon-
don, so schrieb er einmal, sei „das voll-
ständigste Kompendium der Welt“). Im
Kirchhof ruhen die sterblichen Reste von
Dr. Hans Sloane. Die ältesten Teile des
Gotteshauses gehen auf das 13. Jh. zu-
rück. An der südlichen Seite befindet
sich die Thomas-Morus-Kapelle, unter
_ michELin housE **
[i15]
Auf gar keinen Fall sollte man den folgen-
den Abstecher auslassen: An der Ecke
Sloane Avenue/Fulham Road steht das
bestimmt schönste Jugendstilgebäude
Londons, das Michelin House, welches
ab 1911 den britischen Hauptsitz der
französischen Reifenfirma beherbergte.
1985 verkauften die Franzosen ihr
Gebäude und die Betreiber des Restau-
rants Bibendum zogen nach einer gründ-
lichen Restaurierung ein. Im Innern findet
man heute Cafés, Geschäfte mit exklusi-
ven Designartikeln sowie das teure und
edle Restaurant Bibendum mit der ange-
schlossenen Oyster Bar (s. S. 34).
µ 81 Fulham Road, U-Bahn South Kensington
oder Sloane Square
` chELsEa oLd chuRch *
[i16]
Nun weiter die King's Road abwärts, vor-
bei an der links zur Themse führenden
Flood Street, in der sich das Privathaus
von Margaret Thatcher befindet, und der
Chelsea Town Hall, biegen wir links in die
Old Church Street ein, einst das Zentrum
des Fischerdörfchens Chelsea. Hier lebte
direkt am Flussufer Thomas Morus.
Das Haus von Thomas Morus muss
so repräsentativ gewesen sein, dass
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