Travel Reference
In-Depth Information
Nachrichten äußerst ausgewogen - ent-
sprechend langweilig kommt die Bericht-
erstattung daher und so nennt man das
Blatt auch „indescribably boring“ (unbe-
schreiblich langweilig).
Auch am Sonntag ist Bewegung in der
Presselandschaft, eine ganze Anzahl von
Zeitungen konkurriert auf dem heiß
umkämpften Markt. Spitzenreiter ist
das Revolverblatt News of the World,
das seinen Namen völlig zu Unrecht
trägt und daher von den Briten auch zu
„Screws of the World“ verballhornt wor-
den ist. (Screw hat zahlreiche Bedeutun-
gen in der englischen Sprache, so z. B.
„drehen“, d. h., man „dreht“ an den
Nachrichten. Screw heißt auch „auspres-
sen“, man schlachtet eine Nachricht bis
ins unwichtigste Detail aus. Screw hat
aber auch eine sexuelle Bedeutung und
der oben genannte, verballhornte Titel
könnte in harmloser Übersetzung auch
„Alle Nummern dieser Welt“ lauten.) 5
Mio. Ausgaben kursieren jeden Sonntag
und werden von schätzungsweise 10-12
Mio. Menschen gelesen. In die gleiche
Qualitätskategorie fallen Sunday People
(wegen vieler „Schlüssellochgeschichten“
auch „Sunday Peephole“ genannt) und
Sunday Mirror. Alle drei Blätter haben
außerdem Hochglanzbeilagen und wer-
den - wie der Journalist Ryan Chand-
ler bemerkt - „von Leuten gelesen, die
gaffend bei Autounfällen herumstehen“.
Auch Daily Mail und Daily Express ha-
ben Sonntagsausgaben, die ebenfalls mit
Farbmagazinen bestückt sind. Inhaltlich
umfangreich, damit dick und schwer,
kommt die Sunday Times daher; das
Mitte-rechts-Blatt ist die einzige Zeitung
- wie Ryan Chandler süffisant schreibt -
„die ein Hund nicht im Maul halten kann
und deren Leser ein Bodybuilder mit ei-
nem IQ von 180 sein muss“.
Linksorientiert sind der Observer so-
wie der Sunday Correspondent und wie
jeden Tag der Woche sind auch beim
Sunday Telegraph und bei der Inde-
pendent on Sunday die redaktionellen
Strickmuster dieselben, allerdings eben-
falls mit farbigen Magazinbeilagen.
Auf Spiegel-Niveau kommt das aus-
gezeichnete Nachrichtenmagazin The
Economist daher, das 1993 seinen 150.
Geburtstag feierte und dabei keine al-
tersbedingten Verkalkungserscheinun-
gen zeigte, sondern wie ein junger Spring-
insfeld mit geschärfter Feder seine rechts-
konservativen Kritiker zum Duell forderte
und alsbald in die Flucht schlug. Dem Ge-
misch aus „Zeitung und Geheimdienst“
wurde von den Rechten angekreidet,
„dass es einem klassen- und wurzellosen,
multiethnischen, internationalen Libera-
lismus“ frönt - ein Grund, das Magazin
sofort zu abonnieren.
Und das tun 400.000 Leser weltweit,
denn von der 500.000er-Auflage verblei-
ben nur noch rund 20 Prozent im Hei-
matland, der Rest geht in alle Staaten die-
ser Erde, „an überdurchschnittlich wohl-
habende und intelligente Leser.“ Denen
bereitet das Blatt die wichtigsten ökonomi-
schen, politischen und kulturellen Ereig-
nisse in hervorragenden Analysen und sti-
listisch brillanten Artikeln auf. Der Kampf
gegen Rassismus und für Menschenrech-
te, gegen die Todesstrafe und totalitäre
Systeme war für das Magazin dabei von
Anfang an selbstverständlich, bekämpfte
es in seiner Gründungszeit doch vehement
die Sklaverei. Also: Abonnieren!
Search WWH ::




Custom Search