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DiE BritEN uND ihrE
ZEituNGEN - DAS ENGLiSchE
prESSEwESEN
ein traditionsreiches linkes Arbeiterblatt)
und der Daily Star zur Gutter Press.
Kaum besser - wenngleich vom Selbst-
verständnis der Zeitungsmacher im hö-
heren Qualitätsbereich liegend - sind die
Blätter der sogenannten Middle Market
Newspapers: Dazu gehören Daily Mail,
Daily Express und Today. Während bei
den oben genannten Boulevardblättern
Horrorgeschichten und Primitivinforma-
tionen den Inhalt bestreiten, liefern diese
drei Zeitungen wenigstens auch Auslands-
berichte und der Besucher bekommt einen
- wenngleich etwas mageren - Hinweis
auf Ereignisse in seinem Land.
Lesbar sind allein der Guardian, die
Times, der Daily Telegraph, die Finan-
cial Times und der Independent. Der bri-
tische Journalist Ryan Chandler hat die
folgende, höchst treffende Charakterisie-
rung über diese fünf Blätter abgegeben:
„Der Guardian wird von denjenigen ge-
lesen, die das Land verändern möchten,
in die Times schauen diejenigen, die das
Land wirklich regieren, aus dem Dai-
ly Telegraph informieren sich die Leute,
die glauben, dass sie das Land regieren,
die Financial Times blättern diejenigen
durch, denen das Land gehört, und den
Independent liest der, der das Land regie-
ren möchte, falls jemand für ihn votieren
würde.“ Der Guardian steht links von der
Mitte, die Times ist bürgerlich-konserva-
tiv, ebenso der Daily Telegraph, im Volks-
mund auch „Torygraph“ (Tory = ein Mit-
glied der konservativen Partei) genannt,
die Financial Times ist das Fachblatt für
die Börsianer und Firmenmanager und
der Independent gibt sich liberal, sucht
seine Leserschaft in der politischen Mit-
te und gestaltet seine Kommentare und
Überall, wo der Brite steht, sitzt oder war-
tet, holt er sofort seine Tageszeitung aus
der Tasche und beginnt zu lesen - in der
drangvollen Enge der U-Bahn ebenso wie
bei schönem Wetter zur Mittagspause auf
den Parkbänken eines Square. „Nichts
kennzeichnet die britische Psyche besser
als ihre Leidenschaft für das Pressewe-
sen“, schrieb ein gewisser Mr. Cowper vor
rund 200 Jahren und daran hat sich bis
heute nichts geändert.
Kaum ein anderes westeuropäisches
Land hat eine solche Fülle an täglich er-
scheinenden Zeitungen wie Großbritan-
nien und der Leser kann zwischen einer
Vielzahl von Druckerzeugnissen wählen.
Für den Besucher, der mit der englischen
Presselandschaft wenig vertraut ist, stellt
sich die Frage nach dem geeigneten Blatt
für die tägliche Lektüre. Die folgende, sehr
subjektive Übersicht will ein wenig Hilfe-
stellung geben.
Ganz unten auf der Qualitätsskala ran-
giert die sogenannte Gutter Press, ver-
gleichbar unserem Bildzeitungsniveau.
The Sun hat die größte Auflage von sämt-
lichen „Gossenblättern“, 4 Mio. Exem-
plare dieses Blu-Bu-Blattes („Blu-Bu“ steht
für „Blut und Busen“) werden alltäglich
ausgeliefert. Schätzungen zufolge lesen 10
Mio. Menschen Tag für Tag in der Sun,
die inhaltlich nach der Redaktionsdevise
„Boobs, more boobs and bums“ („Busen,
mehr Busen und Hintern“) gestaltet wird.
Weiterhin gehören der Daily Mirror (einst
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