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14. Jh. sollen annähernd 200 Gebäude
auf der Themse-Überspannung gestan-
den haben. Am südlichen Brückentor,
das mit einer Zugbrücke gesichert war,
ließ die Obrigkeit zur Abschreckung die
Köpfe hingerichteter Verbrecher und
Rebellen aufgespießt zur Schau stellen.
Wer sich über die bloße Vorstellungs-
kraft hinaus einen Eindruck von den da-
maligen Hinrichtungs- und Folterprak-
tiken machen will, der überquere den
Fluss auf der London Bridge zum südli-
chen Ufer. Dort befindet sich in der Too-
ley Street Nr. 28 das „Kellerverlies“ Lon-
don Dungeon (s. S. 48). In dieser Aus-
stellung kann man die gewalttätige At-
mosphäre des englischen Mittelalters
besonders drastisch erleben.
Auf 20 Bogen überspannte die ers-
te London Bridge den Fluss, aufgrund
der engen Brückenbogen entwickelten
sich gefährliche Strömungen, die Schif-
fer mussten sorgfältig manövrieren und
mehr als ein Kahn zerschellte in den
Jahrhunderten an den Steinquadern.
1758-1762 ging die Brückenverwal-
tung dieses Übel gezielt an und ersetz-
te die beiden mittleren Bogen durch ei-
nen einzelnen. 1823 begann man dann
mit dem Bau einer neuen London Bridge,
die nach achtjähriger Bauzeit feierlich
eingeweiht werden konnte. Baumeister
dieser nun fünfbogigen Flussüberspan-
nung war Sir John Rennie. In den Jahren
1967-1972 entstand die dritte London
Bridge. Die Fundamente der Rennie-Brü-
cke zeigten Risse, zudem konnte sie das
Verkehrsaufkommen nicht mehr bewälti-
gen. Die Stadtverwaltung bot die London
Bridge weltweit zum Verkauf an und eine
amerikanische Gesellschaft erstand das
Monument zum Preis von 2,5 Mio. US-
Dollar. Hartnäckige Gerüchte behaupten,
die Amerikaner hätten die Tower Bridge
im Sinn gehabt, als sie ihre Gebote abga-
ben. Heute steht die alte Londoner Brü-
cke in Lake Havasu City (Arizona). Dort
überspannt sie ein ausgetrocknetes (!)
Flussbett, eine rote englische Telefonzel-
le und ein Londoner Doppeldeckerbus
sorgen für britisches Ambiente.
µ U-Bahn London Bridge
5 custom housE
und BiLLingsgatE fish
maRkEt *
[q12]
Östlich der London Bridge liegt auf der
linken Flussseite zwischen dem Tower
und dem Monument Custom House, in
dem die Zollbehörde des Hafens unter-
gebracht war. Das Gebäude mit seiner
neoklassizistischen Fassade entstand
zwischen 1817 und 1823. Bereits im
14. Jh. hat es an dieser Stelle ein Zollamt
gegeben.
Geoffrey Chaucer (um 1340-1400)
war hier königlicher Beamter und zu-
ständig für die Warengruppen Häute, Fel-
le und Wolle, bevor er seine berühmten
„Canterbury Tales“ schrieb.
Neben Custom House befand sich bis
1982 das Areal des Billingsgate Fish
Market, dann verlegte man den Handels-
platz auf die Isle of Dogs. Die erste ur-
kundliche Erwähnung stammt aus dem
Jahr 1016, ursprünglich lag das Ver-
kaufsgelände aber weiter westlich zwi-
schen Blackfriars und Southwark Bridge.
Nachdem die London Bridge errichtet
worden war, verlegte man den Markt
neben die Zollabfertigungsstelle, da die
Schiffer die gefährliche Navigation un-
ter den Brückenbogen fürchteten. Ab
dem 17. Jh. wurden hier auch Salz und
Getreide umgeschlagen, später kamen
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