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nur mit unserem Mund sprechen“, diese
„Tanzclowns, die sich mit unseren Farben
schmücken“, diese „angemalten Mons-
tren“. Und ganz besonders hat er Shake-
speare im Visier, der als Schauspieler und
Nichtakademiker glaubt, auch Stücke ver-
fassen zu können. Da heißt es: „Yes, trust
them not: for their is an upstart crow,
beautified with our feathers, that with his
tiger's heart wrapped in a player's hide,
supposes he is as well able to bombast out
a blank verse as the best of you: and being
an absolute Johannes factotum, in his own
conceit the only Shake-scene in the coun-
try“. („Jawohl, traut ihnen nicht: Denn da
gibt es eine hochgekommene Krähe, mit
unseren Federn geziert; und der glaubt mit
seinem Tigerherz, von einem Schauspieler-
fell umhüllt, dass er es genau so gut ver-
stehe, einen Blankvers auszustaffieren wie
der beste von euch: und da er ein totaler
Hans-Dampf-in-allen-Gassen ist, ist er in
seiner eigenen Einbildung der einzige Büh-
nenerschütterer im Lande.“). Direkt ge-
nannt wird Shakespeare nicht, doch dass
er gemeint ist, ergibt sich aus zwei Passa-
gen: zum einen aus dem Wortspiel Shake-
scene (= Shake-speare), zum anderen aus
der Tigerherz-Stelle, die eine Parodie auf
ein Zitat von Shakespeare aus dem Stück
„Heinrich VI.“ ist („O tiger's heart wrapt
in a woman's hide“). Dieser einzige An-
griff eines Zeitgenossen gegen Shakespeare
wird vom Nachlassverwalter Greenes
wenige Wochen später entschuldigend zu-
rückgenommen: „Es tut mir so Leid, als sei
der ursprüngliche Fehler (der Angriff von
Greene) der meine gewesen, denn ich habe
selbst festgestellt, dass sein Verhalten (das
von Shakespeare) nicht weniger höflich ist,
als er in dem Metier, das er betreibt, her-
vorragt. Außerdem haben mehrere Perso-
nen von Rang mir von seiner Rechtschaf-
fenheit bei Geschäften berichtet, was für
seine Ehrenhaftigkeit spricht, und von sei-
ner heiteren Anmut als Autor, was ihn als
Künstler ausweist.“
Nach den Angriffen von Greene, die den
nackten Neid gegen den einfachen, aber
erfolgreichen Emporkömmling zeigen, ver-
sucht Shakespeare sich auch als Poet, um
zu demonstrieren, dass er das gesamte Ge-
biet der Dichtung beherrscht. Theaterstü-
cke gelten nicht als hohe Literatur, son-
dern als unterhaltende Gebrauchslyrik, ein
Epos dagegen ist die Spitze der Dichtkunst!
1593/94 erscheinen die beiden Versepen
„Venus and Adonis“ und „The Rape of Luc-
rece“. Binnen Kurzem erlangt Shakespeare
eine ungeheure Aufmerksamkeit und eine
Auflage nach der anderen überschwemmt
den Markt. Trotz des Erfolgs schreibt
Shakespeare weiter Theaterstücke, denn
hiermit ist gutes Geld zu machen. Unauf-
hörlich vollzieht sich nun sein gesellschaft-
licher und beruflicher Aufstieg.
In der elisabethanischen Ära konnten
Theatertruppen nur überleben, wenn sie
einen adligen Patron als Schirmherr be-
saßen. Die Angst der City-Autoritäten vor
Leuten, die keiner Institution oder Zunft
angehörten und damit nicht kontrollier-
bar waren, veranlasste Elisabeth I. 1572,
das sogenannte „Vagrantengesetz“ zu ver-
abschieden. „Fechter, Bärenführer und ge-
wöhnliche Schauspieler“ werden darin als
„Kriminelle und Vagabunden“ dem Gesetz
zugeführt und bestraft, soweit sie nicht
„einem Peer des Reiches angehören“.
1594 ist Shakespeare mit seiner Trup-
pe Mitglied der Lord Camberlain's Men.
Das Ensemble hat großen Erfolg und ist
sogar bei Hofe hoch beliebt: Insgesamt 32
Mal spielen sie vor Elisabeth I. Nach ih-
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