Travel Reference
In-Depth Information
ran, ein neues Globe zu errichten, doch
1644 kam unter Cromwells puritanischer
Herrschaft das endgültige Aus für die The-
ater der Gegend. Nach dem Bürgerkrieg
durften die Schauspielhäuser wieder öff-
nen, doch nun entstand im Westend das
neue Theaterland.
Ein Stück weiter die Park Street ab-
wärts, passiert man rechter Hand den
Eingang zur Rose Exhibition, in dem die
Fundamente und Reste des von den Ar-
chäologen ausgegrabenen Rose Theatre
zu besichtigen sind. 1587 hatte das Schau-
spielhaus seine Pforten geöffnet, mit dem
Globe konnte es jedoch auf Dauer nicht
konkurrieren und wurde 1602 geschlos-
sen. Im Jahre 1988 entdeckte man bei
Ausschachtungsarbeiten die Fundamen-
te des Rose. Archäologen begannen mit
weiteren Grabungen, doch der Grundei-
gentümer forderte den Fortgang der Bau-
maßnahmen. Nachdem die Stadt eine be-
trächtliche Schadensersatzsumme für die
Unterbrechung der Arbeiten zahlen muss-
te, wurden die Untersuchungen einge-
stellt. Ein Bürohochhaus bedeckt heute je-
nen theatergeschichtlich historischen Ort.
In der folgenden, nach rechts abgehen-
den Querstraße Bear Gardens befand sich
in der elisabethanischen Zeit der Bear
Garden, eine Vergnügungsstätte fürs
Volk, in der es recht rohe Darbietungen
gab. Man hetzte eine Hundemeute auf ei-
nen Bären (oder Bullen) und unter dem Ge-
johle der Zuschauer zerfleischten sich Bär
und Hunde gegenseitig. Heinrich VIII.
ließ sich auch einige Male im „Bärengar-
ten“ blicken und Elisabeth I. soll dem spa-
nischen und dem französischen Botschaf-
ter dieses Spektakel präsentiert haben.
Nachdem das Globe Theatre niederge-
brannt war, übernahm Philip Henslowe
vom in Konkurs gegangenen Rose Theatre
das Management des Bear Garden, ließ an
vier Tagen Theater spielen und zweimal
pro Woche Bärenhatzen aufführen. Eins
der ersten Stücke, die hier auf die Bühne
kamen, war Ben Jonsons „Bartholomew
Fair“ (Bartholomäusmarkt).
Auch Samuel Pepys schaute im August
1666 in den Bear Garden: „Nach dem
Essen in den Bärengarten, wo wir eini-
ge gute Vorführungen von Bullen sahen,
die Hunde angriffen und durch die Luft
schleuderten - einmal sogar in eine Zu-
schauerloge. Ein rohes und unangeneh-
mes Vergnügen.“ Heute ist der Bear Gar-
den Teil des Globe Education Centre.
µ Rose Exhibition, Park Street, tgl.
10-17 Uhr, U-Bahn London Bridge
schließen, doch das Gewerbe hielt sich
prächtig. Hier ist nun das Globe 1998
originalgetreu wiedereröffnet worden,
ohne elektrisches Licht, ohne jeglichen
Komfort, mit harten Sitzbänken, zugigen
Balkonen und strohbedeckter Bühne.
Wenn keine mittäglichen Matinee-Auf-
führungen stattfinden, kann das Theater
auf einer geführten Tour besichtigt wer-
den. Man bekommt übrigens auch kurz-
fristig noch Tickets für die Aufführun-
gen, da es 600 Stehplätze im Rund des
Globe gibt. Authentischer als im neu er-
richteten Globe wird man Shakespeare-
Aufführungen wohl kaum zu sehen
bekommen.
Search WWH ::




Custom Search