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chen Flussufer, zum Besten. 22 Jahre spä-
ter bekam der Eigner Ärger mit seinem
Grundbesitzer, ließ daraufhin das hölzer-
ne Gebäude - übrigens einfach nur knapp
„The Theatre“ genannt - auseinanderneh-
men und in Southwark neu aufbauen.
Hier nämlich war mittlerweile das Rose
Theatre in den vergangenen Jahren äu-
ßerst erfolgreich gewesen. Die City-Auto-
ritäten waren froh, diesen „Pfuhl der Sün-
de“ loszuwerden, und da sie es keineswegs
gestatteten, dass die moralisch einwand-
freie Lebensführung der betuchten Bür-
ger durch Theaterspektakel beeinträch-
tigt wurde, verboten sie jegliche Werbung
für die Aufführungen. Die Theaterleute
mussten sich etwas einfallen lassen, woll-
ten sie Zuschauer aus der City anlocken.
Wann immer nun eine Vorstellung an-
stand, zog man Fahnen auf den Dächern
hoch: eine schwarze, wenn ein Drama ge-
geben wurde, eine weiße, wenn eine Ko-
mödie auf dem Spielplan stand und eine
rote, wenn ein historisches Stück zur Auf-
führung kam!
1599 fand in dem neu errichteten, au-
ßen achteckigen und innen runden The-
ater mit den übereinander gestaffelten
umlaufenden Rängen - nun „Globe“ ge-
nannt - die erste Aufführung statt. Man
spielte „Heinrich V.“, in dessen Prolog
Shakespeare Bezug auf die Bauweise, das
Wooden „O“ nahm: „Doch verzeiht ihr
Teuren, den schwungvoll seichten Geis-
tern, die es gewagt, auf dies unwürdige
Gerüst zu bringen, solch großes Stück:
Diese Hahnengrube, fasst sie die Ebenen
Frankreichs? Stopft man wohl in dies „O“
von Holz die Särge nur, von denen einst
die Luft bei Agincourt erbebte?“
der Maler und Porträtist Sir Joshua Rey-
nolds (1723-1792), der bedeutende
Shakespeare-Darsteller David Garrick
(1717-1779), der Autor Oliver Goldsmith
(1728-1774), der eine kleine Arztpraxis
an der Bankside hatte, und der liberale
Politiker und SchriftsteIler Edmund Burke
(1729-1797).
Im Jahre 1820 renovierten die Eigentü-
mer den Pub und bei den Arbeiten fand
man eine Anzahl von alltäglichen Ge-
brauchsgegenständen aus der elisabe-
thanischen Ära (ausgestellt im Pub). Mit
der Neueröffnung gab sich der Gasthof
seinen heutigen Namen. In einem John-
son-Raum kann man Konterfeis des be-
rühmten Literaten besichtigen und einen
Blick auf die Kopie des „Dictionary“ wer-
fen. Sommertags hat man die Möglich-
keit, draußen vor dem Pub direkt an der
Uferfront der Themse zu sitzen und den
Verkehr auf dem Fluss zu beobachten.
Während man auf diesem geschichts-
trächtigen Boden ein pint of Bitter trinkt
oder den Ploughman's Lunch (eine tradi-
tionelle Bauernmahlzeit) isst, sollte man
auch daran denken, dass zu Shakes-
peares Zeiten an dieser Stelle Scolding
Women - scheltende Frauen - öffentlich
gedemütigt wurden: Festgebunden auf
dem sogenannten Ducking Stool, tauch-
te man die zänkischen Weiber unter dem
Gejohle der Zuschauer von Kopf bis Fuß
in den reichlich mit Abwässern versetz-
ten, schmierigen Fluss.
Da das Globe Theatre ÷ und die Tate
Modern Ø nahebei liegen, wurde der
Pub zur Eröffnung dieser Institutionen
umfassend renoviert und zieht heute fast
nur noch Touristen an. Die Journalisten
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