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Lebensunterhalt der Seinen zu sorgen.
Die Erfahrungen aus jener Zeit verar-
beitete Dickens später literarisch in sei-
nen Romanen: So spielt „Little Dorrit“,
1855-1857 erschienen, rund um das
Marshalsea und in dem Band „The Old
Curiosity Shop“ stellen die Figuren Mrs.
und Mr. Garland Dickens' Vermieterehe-
paar dar.
Am Angel Place drohte das nicht min-
der verrufene King's Bench Prison. Im
Jahr 1653 zählte die Haftanstalt 399
Insassen, die alle wegen unbezahl-
ter Rechnungen einsaßen. Auf insge-
samt 900.000 Pfund summierten sich
die Schulden, die die Gläubiger insge-
samt von den Häftlingen forderten. Ein
berühmter Insasse war übrigens Da-
niel Defoe (um 1661/62-1731), der
aber nicht wegen offener Rechnungen,
sondern wegen der Veröffentlichung ei-
nes politischen Pamphlets hinter Git-
tern saß. Einen weiteren Literaten, Tobi-
as Smollet (1721-1771), kerkerte man
im King's Bench ein, weil er einen Admi-
ral öffentlich verleumdet hatte. Smollet
nutzte die Zeit und schrieb seinen Ro-
man „Sir Launcelot Greaves“, der um
1760 erschien.
µ George Inn, 77 Borough High Street, Tel.
74072056, U-Bahn London Bridge Station
ständigen Verkehrsstaus die Verkaufs-
stände neben die Kathedrale. Jedes Jahr
im September stellte neben dem Markt
die berühmte Southwark-Messe, eine
große Verkaufs- und Vergnügungsveran-
staltung, eine Attraktion des Viertels dar
und Abertausende von Bürgern, Kaufleu-
ten, Schauspielern und Gauklern pilger-
ten ans südliche Themseufer.
1668 war auch Samuel Pepys dabei:
„Sah mit meiner Frau das Puppenspiel
‚Bartholomäusmarkt', das mir ausge-
zeichnet gefällt; nur die Verunglimpfung
der Puritaner wirkt nicht mehr - das wa-
ren die Leute, die am Ende doch recht
behalten werden.“ Pepys hatte ein Stück
von Ben Jonson gesehen, das im 5. Akt
eine Puppenspieleinlage enthält. Haupt-
darsteller der Komödie war übrigens Dick
Whittington, der Geldgeber der „Abtrei-
bungsklinik“ nahe dem Guy's Hospital.
1693 gab der Tagebuchschreiber John
Evelyn eine lebendige Darstellung der
Messe und 1733 malte William Hogarth
sein Bild „Southwark Fair“. 1762 dann
schaffte die Verwaltung dieses jährliche
Spektakel ab.
Wer heute in den gusseisernen Ver-
kaufshallen das Markttreiben beobach-
ten möchte, sollte am besten gar nicht
erst schlafen gehen: Die Marktzeiten lie-
gen zwischen 2 und 9 Uhr morgens.
µ Southwark Street, U-Bahn London Bridge
Station
Ñ BoRough maRkEt *
[q13]
Wir kehren nun um und laufen die
Borough High Street zurück, um uns
dem Borough Market zuzuwenden. Die-
ser Obst- und Gemüsemarkt ist einer
der ältesten Londons und geht auf das
13. Jh. zurück.
Bis um 1750 fanden Handel und Ver-
kauf entlang der Borough High Street
statt, dann verlegte man aufgrund der
Ò southWaRk
cathEdRaL ***
[q13]
Wenden wir uns nun der Southwark
Cathedral zu, dem Londoner „Geschichts-
buch in Stein“. Bereits um das Jahr 606
befanden sich an dieser Stelle eine Kir-
che und das Nonnenkloster St. Mary
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