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frühere Hospital der Festung. Das Royal
Fusiliers' Museum beherbergt Uniformen
und Ehrenabzeichen dieser Truppengat-
tung. Im 19. Jh. errichtete man die Wa-
terloo Barracks, hier kann man in der
Oriental Gallery u. a. den Kriegspanzer
eines Kampfelefanten besichtigen und
im Heralds' Museum hat der interessier-
te Besucher Gelegenheit, Wappenstudi-
en zu betreiben.
Größte Attraktion des Festungskom-
plexes aber ist das Jewel House, Auf-
bewahrungsort der Kronjuwelen, eines
der bestbewachten und -gesicherten Ge-
bäude der Welt. Fast alle der hinter Pan-
zerglas ausgestellten Exponate stam-
men aus der Zeit nach 1660, da Oli-
ver Cromwell während des Bürgerkriegs
die Preziosen verkaufen und die golde-
nen Schmuckstücke einschmelzen ließ.
Von unschätzbarem Wert ist etwa die St.
Edward's Crown, 1660 für Karl II. aus pu-
rem Gold gearbeitet.
Die Imperial State Crown, 1837 für
die Krönungsfeierlichkeiten von Königin
Victoria geschaffen, soll mit 3000 Edel-
steinen besetzt sein, darunter ein riesi-
ger Rubin sowie der 317 Karat wiegende
Diamant Star of Africa (der zweite, noch
größere „Stern von Afrika“ funkelt am kö-
niglichen Zepter). Königin Elisabeth trägt
Victoria's Crown bei jeder Parlamentser-
öffnung. 1937 schufen Goldschmiede die
Queen Elizabeth's Crown und setzten als
„Blickfang“ den legendären Koh-i-Noor,
einen aus Indien stammenden Diaman-
ten, in die königliche Kopfbedeckung.
Schon von jeher weckten solche Schät-
ze die Begehrlichkeiten großer wie klei-
ner Diebe. Ein wahrhaft tolldreistes Bu-
benstück trug sich in der zweiten Hälf-
te des 17. Jh. zu. Ein gewisser Captain
Blood erschlich sich, getarnt als Pfarrer
trennte der Henker die Köpfe des Adels
vom Rumpf (gemeines Volk wurde vor
dem Newgate-Gefängnis und in Tyburn,
dem heutigen Marble Arch, hingerichtet).
Das englische Klassensystem - durch die
Jahrhunderte konsequent durchgehal-
ten - verlor auch vor dem Schafott nie
seine Rangfolgen.
Samuel Pepys sah am 14. Juni 1662
eine Hinrichtung auf Tower Hill: „Gegen
11 Uhr fuhren wir zum Tower und beob-
achteten die Hinrichtung von Sir Henry
Vane. Sehr viele Menschen. Er hielt eine
lange Rede, die mehrmals vom Sheriff un-
terbrochen wurde; man wollte ihm sein
Manuskript aus der Hand nehmen, aber
er ließ es nicht los. Trompeter wurden un-
ter dem Zuschauergerüst aufgestellt, da-
mit man ihn nicht verstehen konnte.
Schließlich betete er, legte seinen Kopf in
die Schlinge und empfing so den Tod.“
Äußerst qualvoll gestaltete sich die Hin-
richtung der unglücklichen Delinquenten,
denn das Beil des Henkers war mehr als
stumpf. Anne Boleyn, wohl wissend um
diese Tatsache, bat um die Gnade, mit
einem scharfen Schwert geköpft zu wer-
den. Sie gehörte zu den wenigen, die einen
schnellen Tod fanden. Schlimm erging es
Lord Balmario, der wegen seiner Beteili-
gung an der schottischen Revolution 1745
exekutiert wurde. Der Scharfrichter John
Thrift war äußerst nervös und sein Beil
derart schartig und stumpf, dass er fünf-
mal zuschlagen musste, bis der Kopf vom
Rumpf getrennt war.
Im Zweiten Weltkrieg richtete man im
Tower Hochverräter und Spione hin; der
letzte prominente Gefangene, der hier
einsaß, war Hitlers Stellvertreter Rudolf
Hess.
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