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DiE GESchichtE DES tOwErS
Im Jahre 1066 ließ der bei Hastings sieg-
reiche Normanne William the Conqueror
(Wilhelm der Eroberer) an dieser Stelle
ein Holzfort errichten: Der Eroberer Eng-
lands - nicht von allen geliebt - wünsch-
te einen sicheren Wohnsitz. 12 Jahre spä-
ter entstand der steinerne White Tower
(der nur leicht von Christopher Wren ver-
ändert wurde). Ende des 12. Jh. erweiterte
Richard Löwenherz die Festung. Der Kö-
nig, der sich dem Verrat seines Bruders
Johann ausgesetzt sah, benötigte, wie
schon sein Vorgänger 200 Jahre zuvor,
eine geschützte Residenz. Heinrich III.
und Eduard I. gaben dem Tower im We-
sentlichen seine heutige Gestalt. Bis zum
Anfang des 17. Jh. regierten die Monar-
chen von dieser Trutzburg aus, außerdem
hatte hier die Münze ihren Sitz, es gab ein
Observatorium, einen Zoo, natürlich ein
Waffenarsenal, ein Staatsarchiv und eine
Schatzkammer. Berühmt war der Tier-
park des Towers: In der Regierungszeit
Heinrichs III. tummelten sich in der Me-
nagerie u. a. ein Bär, drei Leoparden und
ein Elefant.
Heinrich III. war es auch, der die Krö-
nungsprozessionen vom Tower zur West-
minster Abbey einführte. Die Straßen wur-
den dafür prachtvoll geschmückt, man
schenkte Wein ans Volk aus und beim Zug
selbst warf der König das eine oder andere
Goldstück in die jubelnde Menge. 1660 en-
dete mit Karl II. dieses Spektakel.
Doch sind dies nur friedliche Anekdöt-
chen, gemessen an der wahrhaft makab-
ren Geschichte des Towers als Gefängnis,
Mordschauplatz und Hinrichtungsstät-
te. Der erste Gefangene, Ralph Flambard,
Bischof von Durham, kam 1101 noch
glimpflich davon: Ein in einem Weinfass
verstecktes Seil ermöglichte ihm die Flucht
über die Mauern, ein bestochener Fähr-
mann brachte den Kirchenvater auf Nim-
merwiedersehen zum Kontinent hinüber.
Während des Hundertjährigen Krieges
(1339-1453) schmachteten mehrere Tau-
send französische Gefangene in den weit-
läufigen Kellerverliesen. Mit komplettem
Hofstaat lebte Charles d'Orléans, ein Nef-
fe des französischen Königs Karl VI., im
15. Jh. 25 Jahre lang in der Festung.
Auch diese Überlieferungen klingen noch
harmlos im Vergleich zu dem, was die fol-
genden Jahrhunderte an Grausamkeiten
mit sich brachten. Es begann mit Richard
II. (1367-1400), der im Tower seine adli-
gen Gegenspieler hinrichten ließ.
Eduard IV. brachte 1471 - wir be-
finden uns in der Zeit der Rosenkriege
(1455-1485) - Heinrich VI. im Wakefield
Tower um. 1483 schmiedete der spätere
Richard III. ein weiteres Mordkomplott.
Nach dem Tod von Eduard IV. übernahm
dessen zwölfjähriger Sohn als Eduard V.
die Krone. Richard, Herzog von Glouces-
ter, Protektor und Onkel des jungen Mo-
narchen, lockte den Knaben in den Tow-
er und setzte wenig später auch den jün-
geren Bruder Eduards, den Herzog von
York, dort fest. Dann rief sich der Macht-
besessene als Richard III. zum König aus.
Einige Wochen später waren die Knaben
spurlos verschwunden, gedungene Mörder
sollen die beiden Prinzen mit Kissen er-
stickt haben, seitdem heißt der Garden To-
wer nun „Bloody Tower“! Rund 200 Jah-
re nach diesem Ereignis fanden Arbeiter
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