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der Sammlung in den Bergwerksstol-
len von Wales vor feindlichen Luftangrif-
fen, teilweise wurden die Kunstwerke
auch in verschiedenen U-Bahn-Schäch-
ten gelagert.
Das British Museum zeigt herausragen-
de Exponate aus Afrika, Amerika, Asien,
Großbritannien, Europa, Japan, aus dem
Mittleren Osten und der Pazifikregion.
Eine bedeutende Attraktion der Biblio-
thek war der Reading Room, der Lese-
saal der British Library, gelegen auf der
gegenüberliegenden Seite des Haupt-
eingangs. Der riesige, runde Saal ist mit
einer gigantischen Kuppel überdacht,
durch die gedämpft das Tageslicht auf
die sternförmig angebrachten Lesepul-
te fiel. Karl Marx schrieb übrigens auf
Platz G 7 am „Kapital“. Rundum verlie-
fen an den Wänden bis hoch an die Kup-
pel die Bücherregale und die Galerien
- über 100.000 Bände fasste der Rea-
ding Room. Ursprünglich war der Lese-
saal bei den Erweiterungsbauten im vor-
letzten Jahrhundert gar nicht mitgeplant
worden, sondern ging auf eine mehr oder
weniger „spontane“ Idee des Architek-
ten Sydney Smirke zurück. Er ließ kurzer-
hand 1875 einen Innenhof überkuppeln.
In vielen englischen Romanen taucht der
Reading Room auf, eine gute Beschrei-
bung hat David Lodge gegeben (die al-
lerdings nur in der englischen Sprache
originell wirkt, in der deutschen Überset-
zung verliert das Zitat etwas): „(The Rea-
der) passed through the narrow vaginal
passage, and entered the huge womb of
the Reading Room. Across the floor, dis-
persed along the radiating desks, schol-
ars curled, foetus-like, over their books.“
Neben Marx benutzten viele weite-
re berühmte Leute den Lesesaal: Le-
nin studierte auf Platz L 13, er hatte
LitErAtEN
iN BLOOMSBury
Nördlich vom Bloomsbury Square schlie-
ßen sich Russel, Woburn, Tavistock und
Gordon Square an - alle umgeben von
eleganten Stadthäusern, sogenannten
„Terraces“. Die Plätze sind durch ru-
hige Wohnstraßen miteinander ver-
bunden. Viele bedeutende Literaten
wirkten in dieser Gegend. Am Gordon
Square Nr. 46 wohnte zwischen 1904
und 1907 Virginia Woolf, der Ökonom
John Maynard Keynes lebte ein paar
Jahre später ebenfalls dort. 1924 siedel-
te Virginia Woolf mit ihrem Mann Leo-
nard sowie dem Verlag „Hogarth Press“
zum Tavistock Square Nr. 52 über. Hier
tagten auch die Mitglieder der berühm-
ten Bloomsbury Group, deren Schrift-
steller, Maler und Künstler gegen den
Spätviktorianismus Britanniens agier-
ten. D. H. Lawrence, T. S. Eliot und
Bertrand Russel kamen oft hierher.
Viele weitere große Literaten schätzten
die Atmosphäre von Bloomsbury. Aldous
Huxley lebte am Regent Square Nr. 36,
William Butler Yeats hatte Quartier am
Woburn Walk bezogen. Die Krimi-Au-
torin Dorothy Sayers wohnte 44 Meck-
lenburgh Square und T. S. Eliot arbeite-
te von 1925-1965 als Lektor im Verlag
„Faber & Faber“ in 24 Russel Square. In
der Doughty Street schließlich schrieb
Charles Dickens einige seiner Romane.
In diesem Gebäude befindet sich heute
das Charles Dickens Museum (s. S. 47),
in dem man Möbel und viele Memorabi-
lien des sozial engagierten Schriftstellers
besichtigen kann.
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