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Im südlichen Querschiff befindet sich
ein Shakespeare-Monument, weiterhin
geehrt werden hier der Shakespeare-Dar-
steller David Ganick, der Historiker Tho-
mas B. Macauly, der Hofkomponist Georg
Friedrich Händel sowie die Schriftsteller
Charles Dickens und Rudyard Kipling.
Ebenfalls im südlichen Querschiff sollte
der Besucher unbedingt vor dem Poeten-
winkel (20) verweilen, denn hier wird das
Andenken an die Größen der englischen
Literatur lebendig gehalten: Geoffrey
Chaucer, der ursprünglich wegen seiner
diplomatischen Laufbahn und nicht als
Autor der „Canterbury Tales“ mit diesem
Ehrenplatz bedacht wurde, Robert Brow-
ning, Alfred Lord Tennyson, Henry Wads-
worth Longfellow, John Dryden, Wystan
Hugh Auden, Dylan Thomas, Lewis Caroll,
Thomas Stearns Eliot, Lord Byron und
Ben Jonson, der sich, um Platz zu sparen,
auf eigenen Wunsch stehend bestatten
ließ. John Gay, Autor der „Beggar's Ope-
ra“, zeigte Humor, als er seinen Gedenk-
spruch im Voraus formulierte: „Life is a
jest and all things show it, I thought so
once and now I know it.“ (Das Leben ist
ein Scherz und alle Dinge zeigen dies, ich
ahnte es, nun weiß ich es.)
Erst im Jahr 1995 wurde im Glasfens-
ter über dem Poetenwinkel Oscar Wilde
in die Dichterliste von Westminster Ab-
bey aufgenommen. Die Autoritäten der
Abteikirche hatten sich jahrzehntelang
geweigert, Oscar Wilde zu ehren, weil
dieser homosexuell war. Auch eine der
größten Schriftstellerin des 20. Jahrhun-
derts wird bisher hier nicht geehrt: Virgi-
nia Woolf war durch Selbstmord aus dem
Leben geschieden, laut kirchlicher Auf-
fassung eine schwere Sünde.
Im Altarraum (21) finden seit eh und
je die Krönungsfeierlichkeiten statt. Das
Ritual datiert aus den 70er-Jahren des
10. Jh. und ist bis heute unverändert ge-
blieben. In der St. Benedict's Chapel (22)
liegt Simon Langham, 1376 verstorbener
Erzbischof von Canterbury, begraben, in
der Kapelle von Heinrich V. (25) wird
eine Darstellung der Krönungsfeierlich-
keiten aufbewahrt. In der St. Edward's
Chapel (24) ruht Eduard der Bekenner,
der einzig heiliggesprochene Herrscher
Englands, sein gewaltiges Grabdenkmal
datiert aus dem Jahre 1270. Noch wei-
tere Monarchen sind in dieser Kapelle
zur letzten Ruhe gebettet: so Eduard I.
mit Gattin Eleonore von Kastilien, Hein-
rich III., Eduard III. mit Gemahlin Philippa
von Hainault sowie Richard III. mit seiner
Ehefrau Anna von Böhmen. Von großarti-
ger Ausstattung ist die Kapelle von Hein-
rich VII. (28), der hier mit seiner Königin
Elisabeth von York ruht. Im Jahre 1612
schuf man das Grabmal für die schotti-
sche Königin Maria Stuart (29), die 1587
auf Befehl Elisabeths I. hingerichtet wur-
de. Beeindruckend ist auch der Sarko-
phag von Elisabeth I., neben ihr liegt ihre
Halbschwester Maria I., die auch „Bloody
Mary“ genannt wurde, begraben (31). Im
nördlichen Querschiff (40) erinnern im
Statesmen's Corner Statuen und Grab-
platten an bekannte Politiker. Im nörd-
lichen Seitenschiff (42) wird der Gene-
ral Charles James Fox geehrt, der für die
Ideale der Französischen Revolution, für
die Rechte der amerikanischen Koloni-
en sowie für die Abschaffung der Skla-
verei eintrat.
Hat man seinen Rundgang been-
det und verlangt nach etwas Ruhe und
Muße, um 1000 Jahre englische Ge-
schichte zu „verdauen“, so gelangt man
vom südlichen Querschiff aus in den
Kreuzgang der einstigen Klosteranlagen.
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