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Emigration
Mit Beginn der Industrialisierung verbesserten
sich die Bedingungen etwas, viele Andalusier emi-
grierten nach Nordspanien, nach Bilbao oder
Barcelona. Von 1940 bis 1970 sollen mindestens
1,6 Mio. Menschen nach Nordspanien gezogen
sein. So leben beispielsweise in Katalonien mehr
Zuwanderer aus Almería, als in der Stadt selbst,
die knapp 160.000 Einwohner zählt. Gern gese-
hen waren sie im Norden aber nicht, mussten so
manche katalanische Überheblichkeit ertragen,
bis hin zu rassistischen Tönen.
In der Provinz Barcelona leben heute gut eine
Million Andalusier. Dort sind sie auch bis heute
noch nicht völlig integriert, und zwar allein schon
durch ihre Sprache, denn die Katalanen pflegen in
dieser Region seit Jahren immer stärker ihr Ka-
talanisch.
Stellenwert
der Familie
Dieser sozio-ökonomische Hintergrund prägte
ganze Generationen von Andalusiern. Ihre Welt
bestand aus fest umrissenen sozialen Strukturen,
die zumindest in den Dörfern unumstößlich wa-
ren. Heute hat sich die Situation sicherlich ent-
spannt, sowohl in den Städten als auch im länd-
lichen Raum. Den Menschen stehen mehr Mög-
lichkeiten zur Verfügung als noch zwei, drei Gene-
rationen vor ihnen. Aber die Arbeitslosigkeit ist
nach wie vor groß, insbesondere unter den Ju-
gendlichen. Da kommt der Familie ein hoher Stel-
lenwert zu, als monetäre Unterstützung ebenso
wie als sozialer Halt. Wer keinen Job hat, muss
fast zwangsläufig zu Hause wohnen bleiben. Viele
Studenten leben angesichts hoher Studiengebüh-
ren bis zum Examen bei ihren Eltern. Studenten-
jobs gibt es so gut wie nicht, das typische Kellnern
oder Taxifahren sind in Andalusien „normale“ Voll-
zeitberufe. Aber auch bereits beschäftigte junge
Leute bleiben heute lange im „Hotel Mama“ woh-
nen, und nicht immer ist es nur eine Frage des
niedrigen Einkommens. Die Familie gibt Halt und
wird gepflegt.
 
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