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Flamenco -
die Seele Andalusiens
Nicht ganz einfach, über eine Kunstform etwas zu er-
zählen, über die so viele Klischees bestehen. Und die
auch in fast allen Touristenorten an der Mittelmeerküs-
te auch genau so bedient werden. Es gilt daher zu-
nächst einmal mit ein paar Irrtümern aufzuräumen. Bei-
spielsweise ist Flamenco kein urtypisch spanischer
Tanz. Er ist noch nicht einmal ein reiner Tanz, jedenfalls
nicht ausschließlich. Flamenco hat seine Heimat in An-
dalusien und wird in Sevilla noch heute mit Hingabe
gepflegt. Ursprünglich einmal von den gitanos (den
spanischen Zigeunern) entwickelt, fand er später auch
Fans außerhalb der Familien der gitanos.
Flamenco besteht grundsätzlich aus Gesang, Tanz
und Rhythmusbegleitung. Letztere kann durch eine Gi-
tarre erfolgen, aber auch durch Klatschen. Ursprüng-
lich einmal wurde sogar nur mit einem Stock der Takt
mitgeklopft. Es gibt heute eine Vielzahl von verschiede-
nen Tänzen und auch von unterschiedlichen Gesän-
gen. Meist erzählen die Sänger etwas sehr Persönliches
einem kleinen Kreis von Zuhörern. Die thematische
Grundhaltung ist oft pessimistisch, erzählt wird von
verflossener Liebe, vom Pech im Spiel, von Sehnsüch-
ten, von der eigenen unverschuldeten Armut. Dieses
„Erzählen“ einer Seelenlage kommt aus tiefstem Her-
zen und wird sehr emotional vorgetragen. Drückt der
Sänger dabei Gefühle aus, die auch seine Zuhörer tei-
len, feuern sie ihn an: „¡Eso es!“ („So ist es!“), oder Ähn-
liches, was den Sänger und Tänzer dann zu noch mehr
Emotionalität anspornt. Springt der Funke einmal end-
gültig über, werden Tänzer und Publikum seelisch so-
zusagen vereint, dann spricht man von el duende (dem
Dämon), der nun aus der Seele spricht. Das wird natür-
lich eher nicht auf einer kommerziellen Showbühne
passieren.
Der Tanz bleibt trotzdem das wichtigste künstle-
rische Ausdrucksmittel. Normalerweise tanzen Männer
und Frauen getrennt, nur die Sevillanas sind als Paar-
tanz ausgelegt. Frauen tragen oft weite, rüschenbesetz-
te Kleider, die in die Bewegungen eingebaut werden.
Ihre Schuhe haben kräftige Absätze, mit denen sie
kraftvoll und rhythmisch auf den Boden knallen. Die
Tänzer müssen sehr konzentriert agieren, alle Körper-
teile sind eingebunden. Oberkörper, Arme, Finger voll-
führen eine genau festgelegte und möglichst perfekte
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