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Großgrund-
besitz
So war es bereits viele Jahrhunderte. In grauer
Vorzeit wurden die Weichen gestellt für eine Si-
tuation, die noch heute dominiert. Wenige sehr
Reiche besitzen sehr viel Land, die Latifundien
(Höfe mit mehr als 500 Hektar Land), der große
Rest der Landbevölkerung schuftet zumeist als Ta-
gelöhner. Etliche politische Versuche, dies zu än-
dern, scheiterten regelmäßig. In Zahlen: 2,96 %
der Höfe mit mehr als 100 ha besitzen 63,2 % der
Nutzfläche, das sind knapp 8 Mio. Hektar.
Das System ist uralt. Nach Abschluss der Re-
conquista, der Vertreibung der Araber im Jahr
1492, erhielten Adel, Ritter und Kirche das Grund-
eigentum der verjagten Mauren gewissermaßen
als Dankeschön für die geleistete militärische Hil-
fe. Die neuen Herren dachten aber überhaupt
nicht daran, jetzt als Bauern aktiv diese Güter zu
bewirtschaften. Nein, ein Edelmann setzt seinen
Fuß nicht in den Staub oder „arbeitet“ gar! Sie hol-
ten sich Verwalter, die wiederum im Bedarfsfall Ar-
beiter aus dem nächsten Dorf beschäftigten, gera-
de solange es nötig war. So entstand ein System,
das sich trotz aller Reformversuche bis heute nicht
entscheidend geändert hat. Die Besitzer ließen es
sich in Madrid gut gehen, die andalusischen Ta-
gelöhner verblieben in Armut.
Auch wenn sich diese Situation mittlerweile et-
was geändert hat, Hunderttausende fanden in ver-
gangenen Jahrhunderten und teilweise noch heu-
te bestenfalls zeitweise Arbeit - beispielsweise
bei der nur wenige Monate dauernden Oliven-
ernte auf den großen Gütern. Eine minimale sozia-
le Sicherung vom Staat gab es zumindest früher
nicht. Die wenigen Großgrundbesitzer leben her-
vorragend in dieser Situation, warum also ändern?
So konnte schon mehr als einmal die Ansiedlung
eines internationalen Großbetriebes verhindert
werden, Einflüsterungen in den richtigen poli-
tischen Gremien helfen immer. Die Menschen su-
chen ihr Glück seit Langem in der Emigration.
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