Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
In einem geringen Maße können Braunkohlekraftwerke Leistungsschwankungen ausglei-
chen. Eine Drosselung auf 50 Prozent der Leistung ist bei neuen Anlagen möglich. Bei
einem schnellen Ausbau erneuerbarer Energien wird das aber nicht ausreichen. Bereits im
Frühjahr 2012 gab es einzelne Tage, an denen allein die Photovoltaik mittags einen Anteil
von rund 40 Prozent an der Stromversorgung in Deutschland erreichte. An diesen Tagen
übernahm die Photovoltaik bereits die komplette Mittagsspitze. Steigt die installierte
Photovoltaikleistung weiter an, verdrängt sie zunehmend Grundlastkraftwerke. Schon bei
einer installierten Leistung von 70 Gigawatt könnte die Photovoltaik an einzelnen Tagen
mittags nahezu den gesamten Leistungsbedarf decken. Das würde dann die bestehenden
Grundlastkraftwerke vor nahezu unlösbare Probleme stellen. Sind diese Anlagen erst ein-
mal vom Netz, dauert es Stunden, bis sie wieder ihre volle Leistung liefern können. Grund
genug, für die Energieversorger und ihnen zugeneigte Politiker, einen langsameren Ausbau
der erneuerbaren Energien in Deutschland zu fordern und dabei sämtliche Klimaschutz-
ambitionen über Bord zu werfen.
4.1.3
Kohlendioxidsequestrierung - aus dem Auge aus dem Sinn
Da Effizienzsteigerungen von fossilen Kraftwerken selbst mittelfristig keine Alternative
für eine klimaverträgliche Energieversorgung bieten, suchten die Befürworter fossiler
Kraftwerke nach Argumenten und Wegen, nicht durch ihre Klimaschädlichkeit noch stär-
ker unter Beschuss zu geraten.
Die so genannte Kohlendioxidsequestrierung soll den Ausweg aus dem Dilemma bieten.
Die Idee ist dabei simpel und erscheint auf den ersten Blick auch höchst plausibel. Künftig
sollen moderne Kraftwerke das bei der Verbrennung von Kohle oder Erdgas entstehende
Kohlendioxid nicht mehr in die Atmosphäre abgeben, sondern auffangen und einer siche-
ren Lagerung zuführen (Abbildung 4.6) .
Um das Kohlendioxid über lange Zeiträume sicher zu entsorgen, gelten folgende Optionen
als vielversprechend:
Herstellung von kohlenstoffhaltigen Baustoffen durch die Baustoffindustrie
Endlagerung untertage in ausgebeuteten fossilen Lagerstätten, Grundwasser-
Aquiferen oder Salzstöcken
Verpressen oder Lösen im Meer
Bindung durch spezielle Algen im Meer.
Bei einer kritischen Betrachtung drängen sich starke Zweifel an der in Aussicht gestellten
Kohlendioxidentsorgung auf. Die Technologie der Abtrennung und Lagerung befindet sich
noch im Forschungsstadium. Beim Test einzelner Verfahren wie der Bindung durch Algen
im Meer gab es herbe Rückschläge, die deren Eignung prinzipiell in Frage stellen. Die
Endlagerung im Meer ist generell umstritten. Es ist möglich, dass das Kohlendioxid bereits
nach einem kurzen Zeitraum wieder in die Atmosphäre entweicht oder extreme und bis-
lang noch nicht überschaubare Auswirkungen auf das Ökosystem der Meere hat.
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