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Als ein Beispiel für mögliche Effizienzsteigerungen gilt der Neubau des Kraftwerksdop-
pelblocks BoA 2/3 Neurath am Stadtrand von Grevenbroich. BoA steht dabei für Braun-
kohlekraftwerk mit optimierter Anlagentechnik. Die 2,6 Milliarden Euro teure Anlage mit
einem Wirkungsgrad von über 43 Prozent ging 2012 ans Netz, soll ältere Kraftwerke
ersetzen und so rund 6 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen. Das Haupt-
problem dabei ist aber, dass das Kraftwerk immer noch rund 14 Millionen Tonnen Kohlen-
dioxid pro Jahr ausstoßen wird. Das sind weit mehr als beispielsweise die gesamten Koh-
lendioxidemissionen der rund 40 Millionen Einwohner von Kenia. Mit einer Anlagen-
lebensdauer von 40 Jahren entwickelt sich auch ein effizientes Großkraftwerk schnell zum
Bremsklotz für wirksame Klimaschutzmaßnahmen. Wenn im Jahr 2050 voraussichtlich
das Kraftwerk Neurath vom Netz gehen soll, müssen die Kohlendioxidemissionen in
Deutschland bereits schon lange auf null zurückgegangen sein. Dies ist auch mit noch so
effizienten Kraftwerken nicht erreichbar.
Dabei ist die Klimaschädlichkeit nicht das einzige Problem der Braunkohlekraftwerke. Sie
setzen auch enorme Mengen an giftigen Schadstoffen wie Quecksilber, Arsen oder
Stickoxide frei und verursachen damit viele Gesundheitsschäden, auch mit Todesfolgen.
Bereits beim Tagebau entstehen enorme Eingriffe in Natur und Landschaft. Durch das
Abpumpen riesiger Grundwassermengen gerät der gesamte Wasserhaushalt der Förderre-
gion durcheinander. Nach dem Kohleabbau bleibt erst einmal eine Mondlandschaft zurück
(Abbildung 4.4) , die nur mühsam in eine Seenlandschaft renaturiert werden kann.
50
50
27.05.2012:
28 GW Photovoltaik
Hochrechnung:
70 GW Photovoltaik
45
45
40
40
PV
Wind
Laufwasser
Biomasse
Steinkohle
Braunkohle
Kernenergie
35
35
30
30
25
25
20
20
15
15
10
10
5
5
0
0
Abbildung 4.5 Links: Stromerzeugung durch Photovoltaik- und Windkraftanlagen sowie Erzeugungseinheiten
größer 100 MW am 27.05.2012 in Deutschland mit einer installierten Photovoltaikleistung von 28 GW. Rechts:
Gleicher Tag mit Hochrechnung auf eine installierte Photovoltaikleistung von 70 GW. Daten: EEX Transparency
Ein weiteres Problem von Kohlekraftwerken ist die verhältnismäßig schlechte Regelbar-
keit. Braunkohlekraftwerke sind meist für die Grundlast ausgelegt. Sie arbeiten also dann
optimal, wenn sie lange Zeit konstante Leistung abgeben. Durch die zunehmende Verbrei-
tung von Windkraft- und Solaranlagen nehmen aber die Leistungsschwankungen im Netz
zu und der Bedarf an Grundlastkraftwerken entsprechend ab.
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