Environmental Engineering Reference
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wenigen Jahren das Klima retten sollen. In Wahrheit haben aber regenerative Energien
heute bereits einen Anteil von über 99 Prozent am deutschen Energieaufkommen, wenn
man in den offiziellen Statistiken nur einmal richtig rechnen würde.
„Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“, soll bereits Winston Churchill
gesagt haben, wobei dieser Ausspruch in keiner offiziellen Quelle belegt ist. Ebenso ver-
breitet wie die Zuordnung des gängigen Zitats an Churchill ist die Aussage, dass ein we-
sentlicher Teil unseres Energiebedarfs derzeit durch fossile Energieträger gedeckt wird.
Dies besagen zumindest alle üblichen Energiestatistiken. Hier stellt sich die Frage, wie wir
Energiebedarf definieren.
Heizwärme eines Heizkörpers, Licht einer gewöhnlichen Glühbirne oder die Antriebsener-
gie eines Schiffsdiesels sind allgemein anerkannter Bestandteil unseres Energiebedarfs.
Erwärmt durch Fenster einfallende Sonnenstrahlung die Räume, ermöglicht Sonnenlicht in
taghell beleuchten Häusern und auf Straßen das Ausschalten der künstlichen Beleuchtung
oder treibt Wind unser Segelboot quer über den Atlantik, so erfasst dies keine Energiesta-
tistik. Das beheizte Gewächshaus, bei dem unter künstlichem Licht Nutzpflanzen heran-
wachsen, schafft es ebenfalls in die Energiestatistiken - das überdachte Frühbeet, in dem
Pflanzen alleine durch Sonnenlicht gedeihen, hingegen nicht. Die Flutlichtbeleuchtung
eines Stadions während eines abendlichen Fußballspiels ist Teil unseres Energiebedarfs.
Findet das Fußballspiel bei strahlendem Sonnenschein statt, wird laut Energiestatistik in
der durch die Sonne hell ausgeleuchteten Fußballarena eigentlich kein Licht benötigt.
Werfen wir Kunstschneemaschinen an, um das immer spärlicher werdende Schneeauf-
kommen in den Skigebieten zu kompensieren, ist dies ein Fall für die Energiestatistik - der
natürliche Schnee hingegen nicht. Füllen wir unsere Trinkwasserspeicher durch elektrische
Pumpen, zählen wir die Energie. Füllt Regen die Speicher, ist dies nicht weiter zu beach-
ten. Auch der hohe Strombedarf von elektrischen Wäschetrocknern erhöht den Energie-
bedarf. Trocknen hingegen Wind und Sonne die Wäsche auf einer herkömmlichen Wä-
scheleine, decken sie im Sinne der Statistik keinerlei Bedarf.
Alle natürlichen, nicht technisch umgewandelten Energieformen sind nicht Bestandteil des
Energiebedarfs im herkömmlichen Sinne, obwohl es eigentlich egal sein müsste, woher die
Energie kommt, die unser Badewasser erwärmt, die Pflanzen zum Wachsen bringt oder für
Beleuchtung sorgt. Die Verfügbarkeit von natürlichen Energieformen wie Sonnenenergie
ist für uns aber so selbstverständlich, weil sie sowieso da ist und deshalb so wertlos er-
scheint, dass sie es nicht einmal in die Statistiken schafft. Dies verzerrt aber unseren Ein-
druck über den Energiebedarf und setzt die Möglichkeiten der erneuerbaren Energien in
ein falsches Licht.
Deutschland hat eine Fläche von 357 093 Quadratkilometern. Die jährliche solare Bestrah-
lung beträgt im Mittel 1064 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Somit erreicht Deutsch-
land in jedem Jahr eine solare Energiemenge von 380 Billionen Kilowattstunden. Dies ist
knapp hundertmal so viel wie der in der Statistik ausgewiesene Primärenergieverbrauch
von Deutschland und sogar mehr als der gesamte Primärenergiebedarf der Erde. Ein Teil
dieser Strahlung erwärmt unsere Erde und Luft, ein anderer Teil wird in Pflanzenwachs-
tum, also Biomasseproduktion umgewandelt.
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