Environmental Engineering Reference
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Die Herstellung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien nennt man heute auch Power-
to-Gas-Technologie. Das klingt faszinierend. Technisch ist die Herstellung von Wasser-
stoff aus erneuerbaren Energien allerdings nichts wirklich Aufregendes. Die dafür nötige
Elektrolyse ist manchem bereits aus dem Chemieunterricht bekannt. Das Hauptproblem ist
die Nutzung des Wasserstoffs. Große Wasserstoffspeicher oder Transportpipelines sind
praktisch nicht vorhanden.
Gib Gas
Erdgas ist nicht nur in Deutschland weit verbreitet und daher vielen bekannt. Erdgas
ist allerdings ein fossiler Energieträger, bei dessen Verbrennung Kohlendioxid ent-
steht. Erdgas besteht zu über 90 Prozent aus Methan . Aus dem Campingbereich sind auch noch
Propran - oder Butangas bekannt. Beide Gase stammen aus der Erdgasförderung oder Erdölver-
arbeitung und haben daher ebenfalls einen fossilen Ursprung.
Bevor Erdgas auch in Deutschland seinen Siegeszug angetreten hat, war Stadtgas weit verbrei-
tet. Stadtgas wird aus Kohle hergestellt und besteht nur zu rund 20 Prozent aus Methan und zu
50 Prozent aus Wasserstoff. Stadtgas hat einen geringen Brennwert als Erdgas. Bei der Um-
stellung von Stadtgas auf Erdgas mussten daher auch die angeschlossenen Gasgeräte angepasst
werden. In West-Berlin wurden erst im Jahr 1996 die letzten Verbraucher auf Erdgas umgestellt.
Biogas besteht nur zu 50 bis 70 Prozent aus Methan und hat ebenfalls einen geringeren Brenn-
wert als Erdgas. Soll Biogas ins Erdgasnetz eingespeist werden, muss es entsprechend aufbe-
reitet werden.
Eine neue Kategorie an Gasen stellen die EE-Gase dar. EE-Gase werden mit Hilfe von Strom
aus erneuerbaren Kraftwerken gewonnen. Je nach Ursprung des Stroms spricht man auch von
Windgas oder Solargas . Chemisch handelt es sich dabei entweder um Wasserstoff , der mit Hilfe
von Elektrolyse aus dem erneuerbaren Strom erzeugt wird oder um Methan, das über einen
weiteren Prozessschritt aus dem Wasserstoff hergestellt wird. Der wesentliche Vorteil der
Methanherstellung ist, dass das Methan Erdgas direkt ersetzen kann. Bei der Verbrennung von
EE-Methan entsteht ebenfalls Kohlendioxid - allerdings nur genau so viel, wie bei der
Gaserzeugung vorher aus der Atmosphäre entnommen wurde. Die Nutzung von EE-Gasen ist
daher kohlendioxidneutral.
Unsere heutige Gaswirtschaft basiert auf Erdgas. Theoretisch kann Wasserstoff auch direkt
ins Erdgasnetz beigemischt werden. Das Problem dabei ist allerdings, dass der Brennwert
von Wasserstoff pro Kubikmeter deutlich kleiner als der von Erdgas ist. Würde man einen
Gasherd, der auf Erdgas eingestellt ist, mit Wasserstoff betreiben, würde die Leistung rapi-
de abnehmen und das Kochen einer Suppe eine gefühlte Ewigkeit dauern. Noch problema-
tischer wird das bei Industrieprozessen, die mit Erdgas funktionieren. Eine unkontrollierte
Beimischung von Wasserstoff könnte hier große Schäden verursachen. Daher ist der mög-
liche Anteil bei der Wasserstoffbeimischung auf 2 bis 5 Prozent begrenzt.
Bei dem früher üblichen Stadtgas war bereits einmal rund 50 Prozent Wasserstoff im
Gasnetz enthalten. Stadtgas wurde mit Hilfe von Kohlevergasung aus fossiler Kohle her-
gestellt. Seit den 1960er-Jahren wurde Stadtgas sukzessive durch Erdgas ersetzt. In den
1990er-Jahren endete die Stadtgasnutzung in Deutschland. Bei der Umstellung mussten
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