Environmental Engineering Reference
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Bohrlochs und die Pumpen müssen darauf ausgelegt sein. Nicht zuletzt darf die Tempe-
ratur des Thermalwassers durch die Förderung nicht zu stark sinken. Große Kraftwerke
entziehen aber der Tiefe meist mehr Wärme als regulär in den erschlossenen Bereich wie-
der nachströmt. Eine langsame Auskühlung des erschlossenen Bereichs ist daher nicht
wirklich zu verhindern. Ziel ist es, bei der Planung den Abstand der Bohrungen so zu wäh-
len, dass sich die gewünschten Temperaturen über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren ent-
nehmen lassen. Nach diesem Zeitraum sinken dann die Temperaturen unter die geplanten
Sollwerte, und damit nimmt dann auch die Leistung der geothermischen Anlage ab. Zur
weiteren Nutzung muss dann ein neuer Standort erschlossen werden, der aber nur wenige
Kilometer vom bestehenden Standort entfernt liegen kann.
10.4 Ökonomie
Der mit Abstand größte Kostenfaktor bei der Tiefengeothermie ist die Bohrung. Dabei sind
nicht nur die Kosten der Bohrung selbst das Problem. Auch das Bohrrisiko ist vor allem
für kommerzielle Projekte nicht zu unterschätzen. Auch die besten Geologen können nie-
mals präzise voraussagen, wie der Untergrund beschaffen ist. Trifft man unerwartet schnell
auf kristallines Festgestein anstatt auf weiches Sedimentgestein, treibt dies die Bohrkosten
nach oben. Wenn dann auch noch die Temperaturen im Untergrund deutlich niedriger als
bei der Prognose sind, kann dies bereits zum Scheitern eines Geothermieprojekts in der
Bohrphase führen. In Bad Urach wurde beispielsweise ein recht aussichtsreiches Geother-
mieprojekt aus finanziellen Gründen mehrfach wieder eingestellt.
Oft ist der Untergrund auch für weitere Überraschungen gut. Bei einer Bohrung in Speyer
stieß man beispielsweise bei einem geplanten Geothermieprojekt nicht auf das erhoffte
Thermalwasser, sondern entdeckte in über 2000 Metern Tiefe ein Erdölfeld. Nun wird dort
Erdöl statt der geothermischen Wärme gefördert.
Geht bei der Bohrung alles gut, entstehen aber dennoch bis zur Hälfte aller Kosten eines
Geothermiekraftwerks bereits durch diese selbst. Daher liegen in Deutschland derzeit die
Kosten für geothermischen Strom noch deutlich höher als bei Strom aus Wind- und Was-
serkraftanlagen.
In Deutschland fördert das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) auch die geothermische
Stromerzeugung. Im Jahr 2012 betrug die gesetzliche Vergütung für geothermische Kraft-
werke 25 Cent pro Kilowattstunde. Für petrothermale Systeme, also HDR-Kraftwerke er-
höht sich die Vergütung noch einmal um 5 Cent pro Kilowattstunde. Die Vergütung soll
bei Neuanlagen ab dem Jahr 2018 um fünf Prozent pro Jahr fallen.
In geothermisch begünstigten Regionen liegen die Kosten deutlich unter denen in Deutsch-
land. Bei einer Bohrtiefe von wenigen Hundert Metern fallen dort die Bohrkosten nur noch
gering ins Gewicht. Wenn dann auch noch hohe Temperaturen dicht unter der Oberfläche
vorhanden sind, kann man es sich sogar wie in Island leisten, die Bürgersteige im Winter
durch geothermische Wärme eisfrei zu halten.
 
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