Environmental Engineering Reference
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lassen. Nach dem Abschalten des letzten Kernkraftwerks in Deutschlands wird das Aben-
teuer Kernenergie die Bundesregierung allein insgesamt weit mehr als 40 Milliarden für
Forschung und Entwicklung gekostet haben. Ein bizarres Paradeprojekt für die enormen
Fehlinvestitionen ist Deutschlands teuerster Freizeitpark. Im nordrhein-westfälischen
Kalkar wurde für rund 4 Milliarden Euro der Prototyp eines so genannten schnellen Brut-
reaktors errichtet. Aufgrund von Sicherheitsbedenken, unter anderem wegen des stark
reaktiven Kühlmittels Natrium, ging das Kraftwerk niemals in Betrieb. Heute befindet sich
in der Industrieruine des Kraftwerks der Freizeitpark Kernwasser Wunderland Kalkar.
Von der konservativen Politik und einigen Unternehmen wurde die Kernenergie immer
wieder als vermeintliche Zukunftstechnologie ins Feld geführt. Von der Vielzahl angekün-
digter Projekte der letzten Jahre wurde allerdings nur ein geringer Teil realisiert. Vor allem
die enormen Kosten neuer Kernkraftwerke beenden meist recht schnell die nuklearen
Träume. Um neue Kernkraftwerke in Europa überhaupt noch wirtschaftlich betreiben zu
können, versuchten einige Länder im Jahr 2012 in der EU Subventionen für neue Nuklear-
anlagen durchzusetzen. Wenn die Kernenergie als höchst umstrittene Technologie aber
nicht einmal mehr wirtschaftliche Vorteile aufweisen kann, sind die Tage der Kernenergie
ganz klar gezählt.
Weltweit waren Anfang des Jahres 2013 insgesamt noch 437 Kernkraftwerke in Betrieb.
Für die Weltenergieversorgung ist die Kernenergie jedoch relativ unwichtig. Ihr Anteil ist
ähnlich groß wie der der Wasserkraft und deutlich geringer als der von Brennholz. Wollte
man durch die Kernenergie einen Großteil der fossilen Kraftwerke ersetzen, wären Uran-
vorräte in wenigen Jahren erschöpft. Somit sind Kernkraftwerke keine wirkliche Alterna-
tive für den Klimaschutz, obwohl einige Politiker und vor allem die profitierenden Unter-
nehmen dies in der Öffentlichkeit oft gerne so darstellen.
Langfristig werden in eine ganz neue Variante der Atomkraftnutzung große Hoffnungen
gesetzt und Geldsummen investiert: in die Kernfusion. Als Vorbild hierfür dient die Sonne,
die ihre Energie durch Verschmelzung von Wasserstoffkernen freisetzt. Dieser Vorgang
soll auf der Erde nachvollzogen werden, ganz ohne Risiko einer unerwünschten Ketten-
reaktion à la Tschernobyl oder Fukushima. Doch die Sache hat einen Haken: Damit die
Kernfusion in Gang kommt, müssen die Teilchen auf Temperaturen von mehreren Millio-
nen Grad Celsius erhitzt werden. Kein bekanntes Material kann diesen Temperaturen dau-
erhaft standhalten. Darum werden andere Technologien, wie zum Beispiel der Einschluss
der Reaktionsmaterialien durch starke Magnetfelder, erprobt. Auch wenn dies bereits
gelungen ist, zeigen bisherige Versuchsreaktoren das Verhalten von nassem Holz. Trotz
enormer Energiemengen zum Anfeuern gingen sie stets von selbst wieder aus.
Ob diese Technologie überhaupt jemals funktionieren wird, kann derzeit keiner ernsthaft
voraussagen. Spötter meinen, das Einzige, was sich seit Jahren bei der Kernfusion mit
Sicherheit voraussagen lässt, ist die stets gleich bleibende Zeitspanne von 50 Jahren, in der
ein funktionierender Reaktor einmal ans Netz gehen soll.
Doch selbst wenn diese Technologie einmal ausgereift sein sollte, gibt es verschiedene
Gründe, die gegen den Ausbau der Kernfusion sprechen. Diese Technologie ist deutlich
aufwändiger und damit auch teurer als die heutige Kernspaltung. Wie bereits erwähnt, ist
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