Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
deutsche Tiefebene zählte. Aufgrund fehlenden Sauerstoffs in den Küstensümpfen konnte
das organische Material nicht verwesen und es entstand Torf. Mit der Zeit lagerten sich
neue Schichten aus Sand und Ton auf dem Torf ab, der sich im Lauf der Jahrmillionen in
Braun- und Steinkohle umwandelte. Durch hohe Drücke in Tiefen von einigen Kilometern
und die dort herrschenden Temperaturen von 120 bis 180 Grad entstand daraus dann das
Erdgas.
Erdgas ist jedoch nicht gleich Erdgas, sondern ein Gemisch verschiedener Gase, je nach
Vorkommen mit ganz unterschiedlicher Zusammensetzung. Der Hauptbestandteil ist
Methan. Oft enthält das Gas größere Mengen an Schwefelwasserstoff. Dieser ist giftig und
riecht bereits in geringen Konzentrationen extrem nach faulen Eiern. Darum muss Erdgas
häufig erst in Erdgasaufbereitungsanlagen mit chemischen-physikalischen Prozessen
gereinigt werden. Da in einer Erdgaslagerstätte meist auch Wasser enthalten ist, muss das
Gas getrocknet werden, um unnötig hohe Korrosionen in den Erdgasleitungen zu ver-
meiden.
Noch in den 1950er-Jahren war Erdgas als Energieträger praktisch bedeutungslos. Erst
Anfang der 1960er-Jahre wurde es im größeren Maßstab gefördert und gehandelt. Gründe
für die im Vergleich zu Kohle und Erdöl späte Nutzung sind die hohen Bohrtiefen von
mehreren Tausend Metern und der aufwändigere Transport. Während Erdöl anfangs noch
in Holzfässern transportiert wurde, sind für den Transport von Gasen Druckspeicher oder
Pipelines notwendig. Heute gibt es Pipelines mit einer Länge von Tausenden von Kilo-
metern, von den weit abgelegenen Fördergebieten direkt zur Gasheizung im Einfamilien-
haus. Auch Deutschland fördert Erdgas, doch werden mittlerweile über 80 Prozent des Be-
darfs aus Importen vor allem aus den Niederlanden, Norwegen und Russland gedeckt.
Die Nachfrage nach Erdgas ist jedoch nicht über das Jahr konstant. In Deutschland ist sie
im Winter doppelt so groß wie im Sommer. Da es nicht wirtschaftlich ist, die Förderung
im Sommer auf die Hälfte zu drosseln, gibt es riesige Speicher, welche die ungleiche
Nachfrage zwischen Sommer und Winter ausgleichen. Hierzu dienen so genannte Kaver-
nenspeicher und Porenspeicher. Kavernen sind künstlich ausgespülte Hohlräume in Salz-
stöcken, aus denen das gespeicherte Gas schnell wieder entnommen werden kann, zum
Beispiel zur Deckung kurzzeitiger Engpässe. Große Gasmengen lassen sich in Poren-
speichern lagern. Hier wird das Gestein wieder mit dem gefüllt, was es über 300 Millionen
Jahre gespeichert und in wenigen Jahrzehnten hergegeben hat. Ingesamt sind in Deutsch-
land Speicher mit einem Volumen von über 30 Milliarden Kubikmetern in Betrieb, in
Planung oder im Bau. Dies entspricht einem Quader mit einer Grundfläche von 20 mal 20
Kilometern und einer Höhe von 75 Metern. In absehbarer Zeit wird Methan oder Wasser-
stoff aus erneuerbaren Energien das fossile Erdgas ersetzen. Bereits die heute existierenden
Erdgasspeicher sind ausreichend, um saisonale Schwankungen einer vollständig erneuer-
baren Energieversorgung auszugleichen. Erdgasspeicher und -netze werden daher schon
sehr bald eine zentrale Rolle bei der Sicherstellung einer künftigen nachhaltigen Energie-
versorgung spielen.
Search WWH ::




Custom Search