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8 Windkraftwerke - luftiger Strom
Die Windenergie gilt unter den regenerativen Energien als eine Mustertechnologie, denn
sie hat es geschafft, sich innerhalb weniger Jahre vom Mauerblümchendasein zu einer
Branche mit Milliardenumsatz zu entwickeln. Während noch Mitte der 1980er-Jahre die
Windkraft in Deutschland praktisch bedeutungslos war, standen im Jahr 1995 bereits 3655
Anlagen mit einer Gesamtleistung von über 1000 Megawatt. Im Jahr 2012 drehten sich
bereits 23 040 Windräder mit einer stolzen Leistung von 31 332 Megawatt. Rund 100 000
neue Arbeitsplätze entstanden dadurch alleine in Deutschland.
Dabei ist die Nutzung der Windkraft eigentlich ein alter Hut und reicht bereits viele Jahr-
tausende zurück. Schon lange vor Christi Geburt dienten einfache Windräder im Orient zur
Bewässerung.
In Europa begann die Nutzung der Windenergie allerdings erst sehr viel später. Im zwölf-
ten Jahrhundert kamen in Europa so genannte Bockwindmühlen zum Getreidemahlen ver-
stärkt zum Einsatz (Abbildung 8.1) . Diese mussten per Hand oder mit Hilfe eines Esels in
den Wind gedreht werden. Neben dem Mahlen von Getreide hatte der Müller zur damali-
gen Zeit auch die schwierige Aufgabe der Betriebsführung der Mühle. Bei aufkommendem
Sturm musste er die Mühle rechtzeitig anhalten, um die Segeltücher von den Flügeln zu
nehmen, damit die Kraft des Windes die Mühle nicht zerstörte. Zum Abbremsen dienten
hölzerne Backenbremsen, die jedoch nicht ohne Tücke waren. Manchmal merkte der Mül-
ler nämlich zu spät, dass er die Mühle bereits früher hätte anhalten sollen. Versuchte er
dann verzweifelt mit der Bremse die Fahrt zu reduzieren, bestand durch die Wärme, die
sich an den hölzernen Bremsbacken entwickelte, akute Feuergefahr. Nicht wenige Mühlen
brannten seinerzeit so ab. Auch zu wenig Wind konnte auf Dauer für den Müller recht
ärgerlich werden, wie ein Gedicht von Wilhelm Busch sehr passend beschreibt.
Wilhelm Busch (1832-1908): „Ärgerlich“
Aus der Mühle schaut der Müller,
Der so gerne mahlen will.
Stiller wird der Wind und stiller,
Und die Mühle stehet still.
So gehts immer, wie ich finde,
Rief der Müller voller Zorn.
Hat man Korn, so fehlts am Winde,
Hat man Wind, so fehlt das Korn.
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