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DIE STADT DER GONDELN
»[…] dass man sich ihnen [den Hotels] demütig zu Fuß mit hinterdrein gezogenem
Gepäck zu nähern hat, gibt allem die richtige Würze. Der sich durchs Auto definierende
Mensch - nackt ist er in dieser Stadt, wie Gott ihn schuf.«
Eva Demski: Venedig - Salon der Welt
Venedig ist auf 118 Inseln erbaut und
wird vom 4 km langen Canal Grande in
zwei Hälften geteilt. Seit dem 19. Jahr-
hundert ist sie durch einen 3,6 km lan-
gen Damm mit dem Festland verbunden.
Die insgesamt sechs Bezirke werden
von 177 Kanälen mit einer Gesamtlänge
von 40 km durchzogen. 446 Brücken,
3000 Fußwege und 127 Plätze machen
aus Venedig die größte autofreie Stadt
der Welt. Die italienischen Star-Krimi-
autoren Fruttero und Lucentini drücken
dies folgendermaßen aus:
» … bis ich schließlich […] allein in der
Stadt der Schritte war. Dieses Geräusch
hört man heute nur noch hier, und Rai-
mondo behauptet, dass Venedig vor allem
deshalb - weit mehr als wegen seiner
Naturschönheiten, Kunstschätze und so
weiter - so geliebt und gesucht wird. Die
unbewusste Nostalgie nach dem Zweibei-
nertum, nennt er das. «
Fruttero und Lucentini:
Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz
schädigt die Holzfundamente, sondern
auch das chronisch verschmutzte Lagu-
nenwasser. Denn trotz der Einzigartigkeit
der Stadt darf nicht unerwähnt bleiben,
dass die Lagune von Venedig ein Um-
weltnotstandsgebiet ist. Das heute wohl
bekannteste Problem stellt das jahr-
zehntelang von der Industrie entnomme-
ne Grundwasser dar. Durch den sinken-
den Grundwasserspiegel und den aus-
trocknenden Boden begann Venedig zu
sinken; laut neuesten Forschungen um
bis zu 30 cm im letzten Jahrhundert.
Gleichzeitig ist durch den Treibhaus-
effekt der Wasserspiegel in der Adria
leicht angestiegen. Die unausweichliche
Folge: Überschwemmungen. Waren es
in den vergangenen Jahrhunderten eini-
ge Tage im Jahr, in denen es in der Stadt
Aqua alta hieß, so stand der Markus-
platz in den letzten Jahren bis zu achtzig
Mal unter Wasser!
Nach einem Wasserentnahmeverbot
für die Industrie soll nun das milliarden-
teure MOSE -Projekt Venedig retten. Eine
Kombination gigantischer Schleusen soll
ab 2014 bei Hochwasser die drei Lagu-
neneingänge bei Malamocco, Chiogga
und am Lido automatisch abriegeln. Um-
weltschützer befürchten durch den dann
reduzierten Wasseraustausch ein ökolo-
gisches Kippen der Lagune, die bisher
nur durch den Zustrom frischen Adria-
wassers die Abwasserbelastung durch
Haushalte und Industrie halbwegs ver-
Allerdings ist gerade die Einzigartigkeit
Venedigs gefährdet, nämlich seine Lage
auf Millionen von Eichen- und Lärchen-
stämmen, die in den Boden gerammt
das Fundament der Stadt ausmachen.
Allein für das Fundament der Kirche San-
ta Maria della Salute waren angeblich
mehr als 1 Mio Holzpfähle notwendig.
Nicht nur der hohe Wellengang der in die
Lagune einfahrenden Kreuzfahrtschiffe
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