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von rund 20 Millionen Touristen be-
sucht. Leider hat das aber für das Be-
wusstsein der Bevölkerung einen be-
deutsamen Nachteil: Rom begreift
sich zu sehr als antike Sehenswürdig-
keit und nicht als eine moderne euro-
päische Stadt des 21. Jahrhunderts.
Alles ist auf den Tourismus ausgerich-
tet, andere Wirtschaftszweige haben
Schwierigkeiten sich zu entwickeln.
Zudem handelt es sich um einen kri-
senanfälligen Sektor. Ein terroristi-
scher Anschlag, der wegen der Un-
terstützung der Amerikaner durch die
Regierung Berlusconi während des
Irakkriegs 2004 nicht unwahrschein-
lich ist, würde den Tourismus und da-
mit das Wirtschaftsleben in Rom zum
Erliegen bringen.
Roms Stadtbild wird, nicht zuletzt,
von den Mitarbeitern des Vatikan-
staats bestimmt. Der Papst und sei-
ne Untergebenen, schließlich ist der
Vatikan ein autonomer Staat, sind im-
mer ein Thema in der Stadt. 750 Ein-
wohner und mehr als 3000 Angestell-
te zählt der Vatikanstaat.
Eine andere geschlossene Gesell-
schaft bilden die meist gut betuch-
ten adligen Abkömmlinge des Kir-
chenstaats. Die Familiennamen vieler
Päpste, ob es nun die Orsini, Borghe-
se oder Torlonia sind, finden sich alle-
samt im römischen Telefonbuch. Sie
sind allgemein bekannt für ihre erlese-
nen Feste, die sie gerne in ihren präch-
tigen Häusern veranstalten. Nur sehr
schwer findet man Zugang zu den Krei-
sen der „besseren Gesellschaft“, dem
Adel, dem Klerus, dem alten Bürger-
tum und den Politikern - die oberen
Zehntausend der italienischen Haupt-
stadt bleiben gerne unter sich.
Die römische Mittelschicht wird ge-
prägt von der Kaste der Bürokraten,
eine relativ homogene soziale Grup-
pe, die sich vor allem während des
Seit den 1970er-Jahren wurde über
eine generelle Schließung des histo-
rischen Zentrums für den Autover-
kehr diskutiert. Immer wieder ver-
mochten es Einheimische jedoch,
über entsprechende Beziehungen zu
einer Sondergenehmigung zu gelan-
gen. Mittlerweile ist es aber wirklich
fast unmöglich geworden, mit dem
Auto ins historische Zentrum zu fah-
ren. Dafür tobt der Verkehr an der Pe-
ripherie der Stadt umso mehr.
Der Tourismus hat für Rom natür-
lich nach wie vor eine überragende
Bedeutung. Die Stadt wird jährlich
Stille Beobachter des römischen
Alltags auf der Piazza Navona Ø
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