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Nun ging es Schlag auf Schlag. Schon
in folgenden Jahr ereilte das Land der
zweite Schock, ergab doch die Ozon-
schutzkonferenz, deren Vorsitzende die
damalige norwegische Ministerpräsi-
dentin Gro Harlem Brundtland war, dass
das Ozonloch auch den Nordteil der
Nordhalbkugel, und damit Norwegen,
bedroht. Der Staat beschloss daraufhin
eine drastische Reduzierung des
FCKW-Ausstoßes und schaffte es tat-
sächlich, die Werte in der Folgezeit um
90 % zu senken. Doch es war wie ver-
hext, denn wiederum nur ein Jahr spä-
ter, 1988, bedrohten nun „Killeralgen“
alles Leben in der küstennahen Nord-
see. Die Einleitung von 40.000 Tonnen
Stickstoff pro Jahr durch skandinavische
Firmen ließ kilometerbreite grüne Tep-
piche gedeihen und brachte nicht nur
die Fischindustrie, die eh schon mit den
Folgen der Überfischung der Meere zu
kämpfen hatte, zur Verzweiflung.
Waren bis dahin alle Umweltkatastro-
phen nur teilweise Norwegen anzulas-
ten, so bekam die weiße Weste endgül-
tig schmutzige Flecken, als im Novem-
ber 1987 die norwegische Umwelt-
gruppe „Bellona“ in Bodenproben vom
Gelände der Chlorfabrik in Porsgrunn
eine Überschreitung der Schwermetall-
werte um das Hundertfache feststellte.
In der Folge, und zusätzlich ange-
schoben durch den Skandal um den mit
Titanschlämmen verseuchten Jøssing-
fjord, reagierte der Gesetzgeber. Man
verpflichtete die Industrie, 5 % ihrer Ein-
nahmen für Umweltschutz auszugeben,
führte 1989 endlich das bleifreie Benzin
ein und förderte die Renaturierung vie-
ler Seen in Südnorwegen, bei denen
der Saure Regen zu einem Absinken
des ph-Wertes und damit zum Fisch-
sterben geführt hatte. Trotz Kalkung
sind jedoch heute noch viele Gewässer
im Sørland keine Angelgewässer. Auch
gehört Norwegen in Sachen Hausmüll
weiterhin zu den schwarzen Schafen,
Abfalltrennung ist in geringem Maße al-
lenfalls in den Großstädten ein Thema,
und was den Wasser- und Energiever-
brauch anbelangt, sind die Norweger
Weltspitze. Der jährliche Stromver-
brauch pro Kopf liegt bei 25.000 kWh
(Deutschland z.B. erreicht nur etwa ein
Viertel dieses Wertes). Allerdings ist der
norwegische Energiebedarf auch nicht
weiter verwunderlich, denn zum einen
beheimatet das Land mit der Alumini-
umindustrie einen der energieintensivs-
ten Wirtschaftszweige, zum anderen
versucht man, verbunden mit hohen
Energiekosten, dem kalten und un-
freundlichen Winter entgegenzuwirken,
u.a. mit dem Beheizen von Fußgänger-
zonen, dem Ausleuchten jeder Ecke im
Haus und mit Dutzenden von Elektro-
heizkörpern in den Räumen … So ver-
ständlich dies einem jeden, der das
Land in der kalten Jahreszeit einmal be-
sucht hat, auch erscheinen mag, so un-
verständlich ist es, dass diese „Kultur“
auch im Sommer weitestgehend beibe-
halten wird.
Möglich macht diese Verschwen-
dung der Billigstrom aus über 300 Was-
serkraftwerken des Landes, die, bei al-
ler Umweltverträglichkeit, zur Zer-
stückelung des Landes durch die Anla-
ge gewaltiger Stauseen und die Verle-
gung von breiten Starkstromtrassen
durchs Gebirge beitragen. Es kommt so
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