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Die Lofoten
Die Hauptsaison für den Fischfang ist
in der Zeit von Januar bis März. Verläuft
sie schlecht, so helfen über das Jahr nur
noch die Einnahmen aus den schon im
19. Jahrhundert etablierten fischverar-
beitenden Betrieben und dem Touris-
mus. Dieser allerdings erlebt gerade ei-
ne Blütezeit. Jahr für Jahr entdecken bis
zu 400.000 Besucher die Inselgruppe
für sich. Viele übernachten dabei in den
alten, heute luxuriös umgebauten Ror-
bu-Fischerhütten ( Rorbu oder Rorbu-
er ). Die meist am Wasser stehenden
Stelzenhäuser dienten seinerzeit den
Seeleuten als Unterkunft und ließen da-
mals noch jeden Komfort vermissen.
Einer Sage nach sollen die Lofoten,
deren Name sich von den altnordi-
schen Worten (Luchs) und fotr (Fuß)
ableitet, entstanden sein, als Gott noch
ein Schäufelchen Urmaterie übrig hatte,
sie ins Meer warf und sprach: „Mag es
werden, was es wolle“. Naturwissen-
schaftler schätzen die Inselgruppe auf
ein Alter von 3,5 Mrd. Jahren. Wind
und Wetter ebneten das Gebirge noch
mehrfach ein, bis sich vor etwa 1 Mrd.
Jahren durch das Empordringen mag-
matischer Gesteine die heutigen Lofo-
ten bildeten. Erst 500 Mio. Jahre da-
nach erfolgte die Heraushebung und
Faltung Festlandnorwegens. Von dieser
Gebirgsbildungsphase waren die Lofo-
ten nur am Rande betroffen. Auch die
letzte Eiszeit, die hier vor 10.000 Jahren
endete, hinterließ nur wenige Spuren,
wie einige vom Eis ausgehöhlte, sehr
tiefe Karseen. Die markanten spitzen
Berge blieben jedoch erhalten und wur-
den nicht wie in Südnorwegen zu
Hochebenen abgehobelt.
Die Inselgruppe der Lofoten mit der ge-
zackten Lofotenwand, den „Alpen im
Nordmeer“, gehört zu den imposan-
testen Landschaftsformen Europas.
Berge ragen wie Denkmäler bis zu
1200 m steil aus dem Ozean empor.
Dazwischen grüne Wiesen, schnee-
weiße Sandstrände und idyllische Fi-
scherdörfer mit Gestellen, auf denen
der Kabeljau zu Stockfisch trocknet. Sie
versinnbildlichen das wirtschaftliche
Herzstück der Inselwelt, deren Wohl-
stand schon seit Wikingerzeiten mit der
Ernte in den Netzen steht und fällt. In
manchen Jahren konnte ein Ausbleiben
der Fisch schwärme die Seeleute in bit-
tere Armut stürzen. Am härtesten traf es
die Lofotinger von 1807-1810. Die See-
blockade der Engländer gegen Frank-
reich, unterband den schon seit Han-
sezeiten florierenden Export in Rich-
tung Südeuropa. Wohlstand war auch
in den folgenden Jahren wachsender
Erträge, als bis zu 32.000 Mann (1895)
über 100.000 Tonnen Dorsch und He-
ring an Land zogen, nur wenigen Guts-
besitzern und Händlern beschieden.
Die sozialen Spannungen entluden sich
u.a. in der Schlacht am Trollfjord (siehe
„Svolvær“).
Die ökologischen Folgen der „reichen
Ernte“ machten sich zum ersten Mal in
den 60er Jahren des 20. Jh. bemerkbar.
Der Fang ging stetig zurück und lag
1988 nur noch bei 11.000 Tonnen. Und
wenngleich sich derzeit die Fischbe-
stände wieder einigermaßen erholt ha-
ben, für mehr als 2000 Seeleute reicht
die Arbeit vor Ort nicht.
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