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Nordische Mythologie -
von Göttern, Riesen und anderen Wesen
Erstes überliefertes Werk der alten isländisch-nordischen Dichtungen ist die ältere Edda
(oder Lieder-Edda) aus dem 9./10. Jahrhundert. Sie umfasst die Göttersagen, Spruch-
dichtung und Heldensage und ergänzt die Prosa-Edda aus dem 12. Jahrhundert, verfasst
von Snorre Sturluson. Er erzählt von alten Mythen und Historien seiner Zeit und aus der
Zeit, als die Welt noch unbeseelte Materie war.
„Ich weiß im Beginn/Die Giganten geworden,/Die in alten Zeiten/Mich selbst er-
zeugten./Neun Weltenkreise waren,/Neun Wölbungen droben,/Und unten dem Stau-
be/Noch nicht entstiegen/Das beste Gebilde,/Der Baum der Mitte.“ (Wala-Weissagung,
Völu-Spâ)
Am Anfang waren Kälte und Wärme, mit dem nebligen, frostigen Nifelheim zur einen
und dem heißen, feurigen Muspelheim zur anderen Seite. Zwischen beiden Reichen Eis
und Schnee. Es wurde wärmer, und der Urriese Ymir entstand und mit ihm, aus den
Tropfen des Schmelzwassers, die Urkuh Audhumla. Diese gebar nach drei Tagen Buri,
„den Erzeuger“, und Großvater der Götter Odin, Vili und Ve. Aus Ymir entsprangen -
während er schlief und schwitzte - neue Wesen, das Geschlecht der Riesen. Es folgte ein
langer Kampf zwischen Gut und Böse, der mit dem Tod Ymirs endete. Aus seinem Körper
formten die Götter das Weltenreich mit Himmel und Erde. Dann, als Odin und seine Brü-
der eines Tages am Meer entlangliefen, fanden sie zwei umgestürzte Bäume: eine Esche,
aus der sie den ersten Mann, Ask, entstehen ließen, und eine Ulme, aus der die erste
Frau, Embla, erwuchs.
Die Zeit begann, und die Riesen „Tag“ und „Nacht“ bekamen ihre Bestimmung. Die
Götter traten zusammen und ordneten den Platz. Sie schufen den Garten der Mitte,
Midgard, das Reich der Menschen, umschlossen vom Weltenmeer, in dem die Midgard-
schlange lebt. Als äußere Abgrenzung entstand Utgard. Hier, im Land, das auch Jotun-
heim heißt, ist der Wohnsitz der Riesen, Jotner und Trolle. Für sich selbst erschufen die
Götter die Burg Åsgard. Sie liegt - so fühlen sich die Sterblichen nicht verlassen - inmit-
ten von Midgard und ist durch die Regenbogenbrücke Bifrost, bewacht von Heimdall,
mit dem menschlichen Reich verbunden. In Åsgard leben u.a. Göttervater Odin mit sei-
ner Frau Frigg und den beiden Raben Hugin und Munin, die jeden Morgen hinaus in die
Welt fliegen und Kunde bringen von den neuesten Ereignissen. Nächstmächtigster Gott
ist Thor, der Sohn Odins. Er ist der Stärkste und mit seinem Hammer Mjølner unschlag-
bar. Schönstes aller Wesen in Åsgard ist die Fruchtbarkeitsgöttin Frøya. Ihr gehört auch
das magische Schiff Skibladner, das sie an alle Punkte der Welt zu tragen vermag.
Die Mitte des Reiches der Götter bildet die Weltenesche Yggdrasil. Ihre drei Wurzeln,
in Jotunheim, Nifelheim und Åsgard gelegen, geben dem Universum Festigkeit. Unter
dem Baum, in Åsgard, sprudelt eine Quelle. Hier leben die Nornen, die drei Schicksals-
göttinnen „Vergangenheit“, „Gegenwart“ und „Zukunft“, das Los der Menschen und den
Gang des Universums bewachend.
Eines Tages nun entdeckten die Götter, dass aus einem Rest des Fleisches des Riesen
Ymirs noch weitere Wesen entstanden waren, darunter die Zwerge, die aufgrund ihres
mürrischen Charakters nach Svartalfheim, in die Unterwelt, verbannt wurden. Die sanf-
ten Geschöpfe, die Elfen, durften sich in Alfheim, zwischen Midgard und Åsgard, ansiedeln.
Chaos in dieses Weltengefüge bringen u.a. die Schlange Niddhogg, die stets an den
Wurzeln der Weltenesche nagt, Loki, der Gott der Lügen, in dem sowohl göttliches als
auch Riesenblut fließt, sowie der gefährliche Fenriswolf, der zwar gefesselt ist, aber im-
mer noch unheilvoll zubeißen kann.
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