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Selje/
Vestkapp
Die Legende von der
Heiligen Sunniva
Ü X/B1,2, A1,2
Um das Jahr 936 lebte in Irland eine
Prinzessin namens Sunniva, die das
Reich ihres Vaters erbte und fortan mit
Güte und Frömmigkeit regierte. Die
Kunde von ihrer Umsichtigkeit drang
bis nach Norwegen, wo ein Wikinger-
häuptling sogleich beschloss, sie zu
ehelichen. Um diesem heidnischen Kö-
nig nicht in die Hände zu fallen, blieb
der Christin nur die Flucht. Sunniva und
ein Teil ihres Gefolges bestiegen drei
Schiffe und ließen sich in Gottvertrauen
ohne Ruder auf das offene Meer hi-
naustreiben. Im Sturm wurden die Boo-
te voneinander getrennt, eines stran-
dete auf der Insel Kinn (siehe unter
„Florø“), die beiden anderen auf der In-
sel Selja. Die Schiffbrüchigen lebten
hier recht gut von den Früchten des
Meeres, bis König Håkon die Nachricht
zugetragen wurde, es hätte sich an der
Küste ein sagenumwobenes Volk ange-
siedelt. Um der Sache auf den Grund
zu gehen, machte er sich mit seinem
Gefolge zur Insel auf. Als das Inselvolk
Håkon an Land kommen sah, versteck-
ten sie sich in einer Höhle, und Sunniva
betete zu Gott, dass er sie vor den Hei-
den schützen möge und ihnen die ewi-
ge Ruhe schenke, indem er die Felswän-
de zusammenstürzen lasse. Und siehe,
es geschah, und König Håkon fand
nichts als Gestein.
Etliche Jahre später jedoch beobach-
tete man immer wieder ein seltsames
Licht über der Insel. Davon erfuhr der
nun schon christliche König Olav Tryg-
vason, der 997 samt Gefolge zur Insel
übersetzte. Hinter einer noch frischen
Steinlawine fand man wohlriechende
Gebeine und den fast unversehrten
Körper Sunnivas. Sie wurde daraufhin
heiliggesprochen. Man baute eine klei-
ne Holzkirche, der im 12. Jahrhundert
ein von englischen Mönchen gegrün-
detes Kloster folgte.
Den größten Teil der Gemeinde Selje
nimmt die Halbinsel Stadlandet ein.
Sie ist die markanteste Wetterscheide
in Südnorwegen und fehlt bei keiner
meteorologischen Vorhersage. Progno-
sen für die Küstenregion werden stets
mit den erklärenden Zusätzen „sør for
Stad“ (südlich von Stad) und „nord for
Stad“ (nördlich von Stad) versehen. An
den rauen, felsigen Ufern der Halbinsel
beherrschen zumeist auch schwere
Stürme und dichter Nebel das Wetter-
geschehen. Kein Wunder also, dass das
angrenzende Stadhavet zu den gefähr-
lichsten Meeresabschnitten Norwegens
zählt und selbst für das Expressboot aus
Bergen eine scheinbar unüberwindliche
Hürde darstellt. Damit das Schiff jedoch
in Zukunft bis Ålesund ohne Probleme
durchfahren kann, plant man bei Selje
den Bau eines Schiffstunnels. Er wird
nahe der Stelle liegen, an dem es schon
die Wikinger vorzogen, kleinere Boote
über Land zu ziehen, anstatt sich den
stets unberechenbaren Gefahren des
Meeres auszusetzen. Nicht transporta-
ble Schiffe mussten jedoch auch da-
mals teilweise wochenlang auf ein
Nachlassen des Windes warten. Wahr-
scheinlich leitet sich von dieser erzwun-
genen Pause auch der Regionalname
Stad ab, der vermutlich dem altnorwe-
gischen Wort „stadr“ (stoppen) gleich-
zusetzen ist.
Den wohl besten Eindruck vom wüs-
ten und launischen Wetter der Region
hat man bei einer Fahrt zum Felsen
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