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Oslo auf Nebenwegen
Fern der Innenstadt, noch weit hinter dem gläsern gen Himmel stürmenden Plaza Hotel,
liegt das kleinstädtische Oslo. Ein geruhsam vor sich hin träumendes Reich, voll von
provinziellem Charme, dessen Mittelpunkt Kuba ist, eine betonierte Rotunde am Ufer
des plätschernden Akerselva, umgeben von Liegewiesen und einem ehemaligen, zum
Studentenheim umgebauten Getreidesilo. Hier ist der eigentliche Nabel Oslos. Hier lie-
gen die Viertel, deren Zentrum, wen verwundert's, immer ein Park ist.
Zunächst ist da, westlich von Kuba, hinter den winzigen Holzhäusern des Telthusbak-
ken, der St. Hanshaugen, ein grüner Hügel, von dem die Sonnenhungrigen einen Gra-
tisblick auf das weite Häusermeer der Innenstadt und den Fjord haben. Am Park entlang
verläuft der Ullevållsveien. Folgt man ihm, vorbei an einigen prächtigen Gründerzeitbau-
ten, und hernach dem Sognsveinen, die winzigen Häuser eines um die Jahrhundertwen-
de entstandenen Altenheimes passierend, so gelangt man nach Ullevål Hageby. Die
Häuser sind auch hier klein, aus Stein und von ungewöhnlich viel Grün umgeben. Kein
Wunder, entstand doch hier eine der wenigen Gartenstädte der 1920er Jahre nach dem
Boom des tristen Mietshausbaus Ende des 19. Jahrhunderts. Dass Mietshäuser heute kei-
neswegs grau, eng und unfreundlich sein müssen, beweist das Viertel Grünerløkka, auch
Oslos „Greenwich Village“ genannt, unweit der traditionellen Fabrikmeile am Akerselva,
östlich von Kuba. Der schönste Teil, mit einheitlich gründerzeitlicher Bebauung und grün
wuchernden Innenhöfen, liegt zwischen dem Brunnen auf dem Olaf Ryes plass und der
Pauluskirche im Norden. Östlich von Grünerløkka liegt, na klar, ein Park. Engegen sei-
nem Namen, Sofienberg, ist er topfeben. Er begrenzt nach Süden hin ein weiteres
schmuck renoviertes Areal mit Gründerzeitbauten und grenzt in der anderen Richtung
an Rodeløkka, ein mit winzigen Holzhäusern bestücktes Gebiet entlang der Straßen Fjell-
und Langgata, nahe der alten Backsteingebäude der Freia-Schokoladenfabrik. So muss
Oslo wohl noch vor wenigen Jahrzehnten ausgesehen haben. Doch wie schon erwähnt,
die Stadt ist das Wachstumszentrum des Landes, und läuft man von hier in Richtung Sü-
den, in das Viertel Tøyen, so sieht man die Auswirkungen des Bevölkerungswachstums.
Es dominieren 1960er-Jahre-Wohnsilos Marke „schnell und billig“. Um so erstaunlicher ist
es, dass sich unterhalb des Kampenparkes ein weiteres Kleinod der modernen Stadtpla-
nung entziehen konnte. Das Viertel heißt Kampen und gruppiert sich mit seinen kleinen
Puppenhäusern um die Kirche am Berg.
Zum Abschluss sei noch ein Abstecher nach Grønland empfohlen, hinter dem gläser-
nen Turm des SAS Plaza, entlang der Straßen Brugata und Grønlandsleiret gelegen. Keine
Bange, einen extra Mantel benötigt man nicht, und auch die vielen Läden mit ihren ori-
entalischen Gewürzen, tropischen Früchten und arabischen Gemischtwaren strafen den
Namen der Gegend Lügen.
Mit Grønland endet auch unsere zentrumsnahe Entdeckungsreise. Weiter außerhalb
liegen z.B. im Südosten der Stadt weitere, traumhafte Holzhausviertel oberhalb des Fjor-
des. Auch lohnen hier die märchenhaften Inseln Ulvøya (Wolfsinsel), Ormøya (Schlan-
geninsel) sowie Malmøya (Erzinsel) einen Abstecher. Zu erreichen sind sie mit dem Fahr-
zeug über die E 18 und mit dem Bus Nr. 85.
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