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nie das Meer gesehen haben dürften, denn
sie stellen Grabbeigaben für Könige und
Häuptlinge dar. Die Schiffe waren für die
Fahrt nach „Walhalla“ gedacht, weitere Ge-
genstände wie Waffen, Schmuck, Kleider
und Küchengeräte für das „Leben“ unterwegs.
Auch mussten Diener und Pferde den Herren
bei seiner Fahrt ins Jenseits begleiten, sie
wurden bei der Bestattung getötet. Die Boo-
te der Wikinger sind vermutlich aus Einbäu-
men hervorgegangen, die durch Ansetzen
von sich überlappenden Planken nach oben
hin vergrößert wurden. Der Kiel ist ein Über-
bleibsel des Einbaumes. Gebaut wurde von
außen nach innen. Man begann mit einem
leicht gebogenen Balken aus der Mitte eines
Baumes (meist Kiefer) und verband selbigen
mit dem Vorder- und Achtersteven. Zwi-
schen diese spannte man weitere, mit Holz-
nägeln oder mit in Teer getränkten Woll-
schnüren verbundene, Planken. So entstand
die Außenschale. Da man keine Sägen kann-
te, wurden die Teile wie Tortenstücke aus ei-
nem Stamm herausgeschlagen. Das Holz riss
dabei an gewachsenen Fasern, war somit
biegsam und stabil. Die Planken waren 2-3
cm dünn, was das Boot schnell und leicht
machte. Die obersten Planken enthielten
Pforten für die Aufnahme der Riemen. Schil-
de wurden außenbords befestigt. Für die
Rahsegel, die mit Pferdefett Wasser abwei-
send gemacht wurden, mussten bis zu 200
Schafe ihre Wolle lassen. Gesteuert wurde
das mit Teer abgedichtete Wikingerschiff mit
einem Ruder steuerbords (an der rechten
Außenwand).
Gegenüber vom Eingang liegt das am bes-
ten erhaltene Oseberg-Schiff. Man fand es
1904 unter einem Grabhügel in der Nähe
von Tønsberg. Das über 21 m lange und 5 m
breite Schiff war vermutlich eine Grabbeiga-
be für Königin Alvhild, die um 850 beigesetzt
wurde. In mühsamer Kleinarbeit konnte es
rekonstruiert werden, wobei der Steven und
deren Ornamentik auf Vermutungen beruht.
Im Grab fand man zudem verzierte Wagen
und Schlitten sowie Schmuck und Hausrat -
alles jetzt in Vitrinen zu bewundern.
Außerdem sind im Museum das 1880 bei
Sandefjord gefundene und hochseetaugliche
Gokstad-Schiff (mit 23 m Länge und 30 Ton-
nen Traglast das stabilste und größte Schiff)
und Teile des Tune-Schiffs zu sehen (Mai-
Sept. 9-18 Uhr, Okt.-April 10-16 Uhr, 60
NOK, Studenten 30 NOK).
Kon-Tiki-Museum: Zu bestaunen sind das
Balsafloß „Kon-Tiki“ und das Papyrusboot
„Ra II“ des 1914 in Larvik geborenen und
2002 verstorbenen Ethnologen Thor Heyer-
dal. Mit der „Kon-Tiki“ überquerte er 1947
den Südpazifik. Ausgangspunkt war Callao
(Peru), Endpunkt der 101 Tage langen Fahrt
Tahiti. Heyerdal wollte seine Theorie bewei-
sen, dass es den südamerikanischen Stäm-
men möglich gewesen war, den Pazifik zu
überqueren und so Polynesien zu besiedeln.
Eine weitere These Heyerdals behauptete,
dass es afrikanischen Stämmen schon lange
vor den Wikingern möglich war, auf Schilf-
booten den Atlantik zu überqueren. Wieder
trat der Forscher selbst den Beweis an und
startete 1969 mit dem nach altägyptischem
Vorbild angefertigten Papyrusboot „Ra I“ in
Richtung Südamerika. Der Versuch scheiter-
te. Ein Jahr später hatte er mit der „Ra II“ Er-
folg: Nach 57 Tagen war die Karibik erreicht
- eine gewaltige Leistung, steht man im Mu-
seum und betrachtet das zerbrechliche Boot
(Juni-Aug. 9.30-17.30, April/Mai/Sept. 10-17
Uhr, Okt./März 10.30-16 Uhr, Nov.-Febr.
10.30-15.30 Uhr, 60 NOK, Studenten 40
NOK, Familien 125 NOK).
Fram-Museum: Gezeigt wird das Polar-
schiff „Fram“, welches 1892 unter der Lei-
tung Colin Archers erbaut wurde und im Ori-
ginalzustand erhalten ist. Das 39 m lange
und 11 m breite Schiff war seinerzeit eine
Neuentwicklung, deren Besonderheit darin
bestand, dass der eiförmig gewölbte Bauch
des Schiffes vom Druck des Eises nicht zer-
drückt, sondern emporgehoben wurde. Ers-
ten Gebrauch von der „Fram“ machte der
Forscher Fridtjof Nansen (1861-1930). 1893
stach er in See, mit dem Ziel, sich mit den Eis-
massen Richtung Nordpol treiben zu lassen
und diesen dann zu Fuß und mit Hunde-
schlitten zu erreichen. Er drang jedoch nur
bis auf 86 Grad und 14 Minuten vor. Den
Triumph musste er dem Amerikaner Perey
überlassen, der den Pol 1909 als erster
Mensch betrat. Doch auch der Südpol war
bis dato unerforscht, und so segelte im Jahr
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