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planung der Renaissance entsprechend
wurde der Ort schachbrettförmig ange-
legt und die Festung zum Schloss um-
gebaut. Um zukünftige Brände zu ver-
meiden, durften - völlig unnorwegisch
- nur Stein- oder Fachwerkhäuser er-
baut werden. Wirtschaftlich ging es nur
langsam voran, trotz des florierenden
Holzexportes vor allem nach Holland
und England (Wiederaufbau des abge-
brannten London).
Johann Hübner schrieb 1733 über die
Stadt: „Christiania ... Sie liegt harte bey
dem festen Schlosse Aggerhuus an der
See über der alten Stadt Opslo; sie ist
starck bewohnt, sehr regulair gebauet,
und mit Recht die schönste im ganzen
Königreiche zu nennen.“
Das änderte sich erst mit dem Jahr
1814, als die Dänen Norwegen an
Schweden abtreten mussten. Der Sohn
des schwedischen Königs Karl Johan
wurde Statthalter in Christiania und
stellte sich an die Spitze der Unabhän-
gigkeitsbewegung. Eine Welle der na-
tionalen Identitätsfindung war losgetre-
ten, und die Stadt wurde Verwaltungs-
zentrum der schwedischen Provinz
Norwegen. Dies und die zunehmende
Industrialisierung (Textil-, metallverar-
beitende-, Nahrungs- und Genuss-
mittelindustrie, Schiffsbau) ließen die
Bewohnerzahl Christianias rasant an-
steigen. Zählte die Stadt 1855 32.000
Einwohner, waren es 45 Jahre später
schon 228.000. Die Lebensbedingun-
gen waren elend. Es entstanden graue
Mietshausviertel und Arbeitersiedlun-
gen, alte Arbeiterquartiere wie Piper-
vika gammelten vor sich hin (In den
1930er Jahren niedergerissen, um Platz
für den Rathausklotz zu schaffen). Da-
mals nahm auch eine krasse soziale
Differenzierung in der Stadt ihren An-
fang. In der Østkant (östlich des Aker-
selva) entstanden die typischen Arbei-
terviertel mit kleinen, armseligen Häu-
sern, in der Vestkant die Nobelviertel
mit mondänen Villen. Noch heute ist es
für viele Osloer von Bedeutung, auf der
„richtigen“ Seite des Flusses zu wohnen.
Im Jahr 1925 erhielt die Stadt ihren
alten Namen Oslo zurück.
Der 2. Weltkrieg hinterließ kaum Spu-
ren in Oslo (der 1. ging ganz an Norwe-
gen vorbei) und endete mit der Hinrich-
tung des Kollaborateurs und Minister-
präsidenten von Hitlers Gnaden Viktor
Quisling auf der Festung Akershus. Der
Rest des Landes lag jedoch in Trüm-
mern. Geradezu als Zeichen der Wie-
derauferstehung fanden schon 1952
die Olympischen Winterspiele in
Oslo und Umgebung statt. Sie läuteten
die rasche Nachkriegsentwicklung der
Stadt ein. Man begann mit dem Bau
großer Satellitenstädte, deren erste
Lambertseter und Grorud waren. Au-
ßerdem entwickelte sich Oslo zuneh-
mend zu einem bedeutenden, skandi-
navischen Dienstleistungs- und Ver-
waltungszentrum. Fast alle norwegi-
schen Behörden, Versicherungen und
Banken haben hier ihren Sitz. Die Stadt
wuchs rasant, man vernachlässigte je-
doch permanent den innerstädtischen
Bereich. Dieser drohte schon lange
durch steigende Mieten und den über-
handnehmenden Autoverkehr tagsüber
zu ersticken und abends zu veröden.
1971 wurden als Gegenmaßnahmen
erste Fußgängerzonen
eingerichtet,
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