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ke an. Hernach studierte er in Christia-
nia (Oslo) und schrieb seine ersten Dra-
men. Nachdem er die Theater in Bergen
und Christiania geleitet hatte, ging er
1864 nach Italien, siedelte 1868 nach
Deutschland um und kehrte erst 13 Jah-
re später in sein Heimatland zurück. Ib-
sens Werke sind psychologisch tiefgrün-
dig, oft anklagend und Konflikte thema-
tisierend. In Dramen wie „Stützen der
Gesellschaft“ (1877) proklamiert er den
Umbruch der bis dahin unantastbaren
bürgerlichen Welt. Er erzählt wie einzel-
ne Personen, etwa „Nora“ (1879), ihre
gesellschaftlichen Fesseln sprengen und
sich emanzipieren oder, wie „Peer
Gynt“ (1867), der scheinbar heilen Welt
mit entlarvender Ironie ins Gesicht la-
chen. Weitere bedeutende Dramen sind
„Der Volksfeind“ (1882) und „Die Wild-
ente“ (1884).
Bekannteste norwegische Autoren
um die Jahrhundertwende und in den
ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhun-
derts waren die Literaturnobelpreisträ-
gerin von 1928, Sigrid Undset (1882-
1949), bekannt geworden durch ihren
mittelalterlichen Gesellschaftsroman
„Kristin Lavransdatter“ (1920-1922),
und der in sehr ärmlichen Verhältnissen
in Garmo bei Lom geborene Knut
Hamsun (1859-1952). Sein nicht gera-
de einfaches Leben schildert er ein-
drucksvoll im Erfolgsroman „Hunger“
(1890). Liebeserzählungen wie „Pan“
(1894) und der Roman „Der Segen der
Erde“ (1907), eine Lobpreisung des
bäuerlichen Lebens, folgen. Der nun
schon international anerkannte Ham-
sun erhält 1920 den Nobelpreis für Lite-
ratur. Diesem Triumph folgt eine Zeit, in
der Hamsun zunehmend antidemokra-
tische Tendenzen in seinem Schreiben
und Denken offenbart. Höhepunkt ist
seine huldvolle Haltung Hitler gegen-
über, die ihn 1941 den Einmarsch deut-
scher Truppen in Norwegen begrüßen
lässt und ihn zu einem der umstrittens-
ten Autoren Europas macht. Hamsun
wird 1947 wegen Landesverrats verur-
teilt. Den Versuch einer Selbstrechtfer-
tigung strebt er in seinem letzten Buch
„Auf überwachsenen Pfaden“ an.
Den Kriegsjahren folgen die realisti-
schen Romane der 1950er Jahre, mit
Personen, die ihre Welt neu zu ordnen
beginnen oder die alte zu verarbeiten
suchen. Autoren dieser Zeit sind u.a.
Kjell Askildsen, Terjei Vesaas und Bergl-
jot Hobæk Haff. Auch hauchte Kjell Au-
krust zu dieser Zeit seinen humorvollen
Fabelfiguren „Solan Gunderson“ und
„Ludvig“ Leben ein.
In den 1960er und 1970er Jahren
wurde die Literaturszene in Reaktion
auf die sozioökonomischen Verände-
rungen und in Einklang mit der weltwei-
ten Protestkultur zunehmend kritischer,
politischer und von einem Sozialrealis-
mus marxistisch-leninistischer Proveni-
enz durchdrungen. Typische Vertreter
dieser Strömung sind Dag Solstad, Kjar-
tan Fløgstad („Dalen Portland“), Jan Erik
Vold und Edvard Hoem. Gleichzeitig er-
lebte Frauenliteratur eine Renaissance,
die Themen waren Emanzipation, Be-
ziehungskrisen und Erziehung. Wichti-
ge Vertreterinnen dieser feministischen
Strömung sind Bjørg Vik, Cecile Løveid
und Liv Køltzow.
Wegweisend für die 1980er und
1990er Jahre ist, dass die Themen viel-
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