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Wirtschaft
Mit dem Bau der Köln-Mindener
Eisenbahn begann 1847 die flächen-
deckende Verkehrserschließung des
Ruhrgebiets, die industrielle Entwick-
lung wurde dadurch extrem beschleu-
nigt. Arbeitsprozesse wurden dynami-
siert, Städte wuchsen durch immensen
Zuzug; zahllose Zechen, Stahlwerke,
Kokereien und Fabriken entstanden.
Die hundert Jahre zwischen 1850
und 1950 brachten die Höhepunkte,
aber mit zwei Kriegen auch Zerstö-
rung und wirtschaftliche Not für das
Land der Krupps und Thyssens. Nach
dem Zweiten Weltkrieg erlebte die
Region der Rheinisch-Westfälischen
Schwerindustrie ihre vorerst letzte gro-
ße Boom-Phase.
Der Rekord der Kohlenförderung
wurde im Jahr 1956 mit 124.600 Ton-
nen erreicht; damals waren im Berg-
bau 494.000 Menschen beschäftigt.
Das Beschäftigungswachstum im
Ruhrgebiet wurde durch die Ende der
1950er Jahre einsetzende Bergbaukri-
se beendet. Ausgelöst durch den Ver-
drängungswettbewerb mit Erdöl, Erd-
gas und billiger Importkohle, erlitt die
Montanindustrie drastische Umsatz-
einbrüche. Es folgten die ersten Ze-
chenschließungen und bis Mitte der
1970er Jahre der Rückgang des Beleg-
schaft auf 150.000 Bergleute. Nach
dem Bergbau geriet auch die Stahlin-
dustrie in eine Strukturkrise, die Ar-
beitslosigkeit nahm dramatische Aus-
maße an, und Menschen, die das
Ruhrgebiet mangels Arbeit verließen,
waren keine Einzelfälle mehr. Die Be-
völkerungszahl im Revier ging deutlich
zurück.
Das Ruhrgebiet war lange Zeit der In-
begriff einer Industrieregion, und bis
heute wird das Rhein-Ruhr-Areal mit
Kohle und Stahl in Verbindung ge-
bracht, obwohl aus dem rußigen Re-
vier mit Wäldern von Fabrikschorn-
steinen längst ein ausdifferenzierter
Wirtschaftsstandort geworden ist.
Freilich, begonnen hat alles mit der
Kohle. Von größerer wirtschaftlicher
Bedeutung war der Bergbau ab dem
18. Jahrhundert; um 1790 gab es an
der Ruhr etwa 900 Kleinzechen, in de-
nen Kohle abgebaut wurde. Bis ins 20.
Jahrhundert entwickelte sich diese
Branche zur alles dominierenden Kraft
im Ruhrgebiet und veränderte die Re-
gion von Grund auf.
Entscheidend für den ersten großen
Schub der industriellen Entwicklung
war der Einsatz von Dampfmaschi-
nen. An der Wende vom 18. zum 19.
Jahrhundert benutzte Franz Dinnen-
dahl auf den Zechen Vollmond bei
Langendreer (Bochum) und Wohlge-
muth bei Kupferdreh (Essen) die ers-
ten Dampfmaschinen im Ruhrberg-
bau. Mit ihrer Hilfe konnte das Pro-
blem des einströmenden Grundwas-
sers bewältigt werden, eine der gro-
ßen technischen Herausforderungen
im frühen Bergbau.
Im Jahre 1826 erzeugte man im
Ruhrgebiet erstmals auf Steinkohlen-
basis Stahl und begründete eine Tradi-
tion, die bis in die Gegenwart reicht:
An keinem Ort auf der Welt wurde
2004 mehr Rohstahl produziert als in
Duisburg.
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