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ner hochwertigen Wurst und einer hausge-
machten Soße, der Buden-Freaks schwach
werden lässt. Auch die menschelnde At-
mosphäre, die Alltagsgespräche der Um-
stehenden, Geräusche und Gerüche ma-
chen diese „Futterstellen“ zu etwas Beson-
derem. Dann werden einem die kleinen
tapferen Bruzzelorte zu einer Heimat inmit-
ten des kühlen Stadtwinds und der allge-
genwärtigen Hektik. Außerdem kann man
hier genussvoll anfressen gegen die Gemü-
se- und Obst-Hysterie der Postmoderne
und innerlich laut „Ja!“ zu Fett und Fleisch
sagen. So werden die kleinen Wurststände
einem fast zu Horten des Verbotenen.
Ob als „PommesSchranke“, „Pommes-
rot-weiß“, „PommesSauceMayo“ - an der
Imbissbude wird nicht nur schnell geges-
sen, es wird auch schnell gesprochen, für
Wortpausen scheint keine Zeit, und bis auf
die Details ist ja eh klar, was man will: Pom-
mes frites mit Ketchup bzw. Mayonnaise.
Das ist und bleibt der Renner am Imbiss
und wird höchstens noch mit einer Curry-
wurst abgerundet, obwohl das Angebot
bisweilen stattlich ist. Da wird von Schnit-
zel-Variationen über die verschiedensten
Frikadellen bis zu Hähnchen und Salaten al-
les gereicht, was sich der Revier-Bewohner
und der Reisende so wünschen. Und weil
Holland vor der Tür liegt, gibt es oft auch
leckere Alternativen aus dem Nachbarland,
wie die zwiebeligen Pommes Spezial oder
die würzige Wurst namens Frikandel.
Berühmt im ganzen Revier für seine gute
Wurst ist das Bratwursthäuschen „Dön-
ninghaus“ in der Bochumer Kortumstraße
mitten im so genannten Bermudadreieck.
Von einem kleinen Windschutz umgeben,
lässt sich hier auch bei Schmuddelwetter
genüsslich eine Currywurst mampfen.
Oder zwei … Und dann geht es weiter, geht
man weiter, denn wie auf Bahnhöfen und in
Hotels weht an vielen Imbiss-Buden eine
kleine Sehnsucht nach dem „Fort-von-hier“.
So ist es „anne Bude“ im Revier, irgend-
wie kultig und in der Mischung aus Lust
und Tristesse letztlich wie das Leben selbst.
www.fotolia.de © Lena Scholz
Einmal Pommes rot-
weiß mit Currywurst
Das Ruhrgebiet zählt in kulinarischer Hin-
sicht vielleicht nicht zu den exklusivsten
Landstrichen in Deutschland. Eine Region,
die früher der Inbegriff des Industriegebiets
war und heute von überdurchschnittlich
hoher Arbeitslosigkeit betroffen ist, ist nicht
die Gegend, in der es Feinschmecker-Res-
taurants leicht hätten. Stattdessen hat sich
eine bundesweit einmalige Imbissbuden-
Dichte entwickelt. Hier können Pommes-
und Currywurst-Fans ihrer Leidenschaft frö-
nen, und das meist noch wesentlich preis-
günstiger als in Frankfurt oder Berlin.
Ungezwungen und schnell geht es zu an
den zahllosen kleinen Stationen, wo es
„Futter auffe Faust“ gibt und „Tunke auffe
Wurst.“ Jede Bude hat ihr Soßen-Spezialre-
zept, jeder dürfte also fündig und glücklich
werden, vorausgesetzt, er ist prinzipiell of-
fen für die gehaltvolle Blitzkost. Wer häufig
im Ruhrgebiet ist (und isst) oder hier gelebt
hat, der vermisst andernorts bald jene un-
schlagbare Anzahl an Pommesbuden mit
ihren kalorienreichen Köstlichkeiten.
Aber es ist wohl nicht nur der Genuss
der heißen Fritten aus frischem Fett mit ei-
Das Objekt der kulinarischen Begierde
 
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