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„Staus und Behinderungen auf folgenden
Strecken“ - Autobahnromantik im Ruhrpott
Das Ruhrgebiet ist der mit Abstand größ-
te Ballungsraum Deutschlands, sei es
in Bezug auf die Bevölkerungszahl oder
die Fläche. Im Gegensatz zu den Metro-
polen Berlin, Hamburg oder München ist
im Revier das wichtigste Verkehrsmittel
nach wie vor das Auto, die bedeutends-
ten Verkehrsadern sind dementspre-
chend die Autobahnen. Kaum irgendwo
anders in den alten Bundesländern ist
das Auto so sehr Kultsymbol wie hier, in
keiner anderen Region spielten mehr
Roadmovies als im Pott. Und auch, wenn
viele Straßen zwischen Duisburg und
Dortmund in erbärmlichem Zustand
sind, die Rolle von Auto und Autobahn
ist zentraler als anderswo.
Wer auf der „40“ Essen passiert, der
merkt, dass Bundesautobahnen im Re-
vier bisweilen nichts anderes als Stadt-
autobahnen sind, die gegebenenfalls In-
nenstädte einfach „untertunneln“. Hier
enden Autobahnen nicht vor den Städ-
ten, wie im Rhein-Main- oder Rhein-
Neckar-Raum, sie führen praktisch in die
Städte hinein bis an die Wohngebiete.
Legendär ist der so genannte Ruhr-
schnellweg, die A 40, der allerdings
außerhalb der Nachtstunden seinem Na-
men nie gerecht wird; zu groß ist meist
das Verkehrsaufkommen auf der zentra-
len West-Ost-Achse durchs Revier.
An besonders neuralgischen Punkten
wie in Bochum-Stahlhausen wird der Au-
to-Strom durch Ampelzuflussregelun-
gen dirigiert, Maßnahmen, die man eher
von den autofetischistischen Amerika-
nern kennt.
Dass eine Stadt in die andere übergeht
und man gleichsam durch die eine große
„Ruhrstadt“ treibt, das spürt man auch
auf den Autobahnen, deren Auf- und
Abfahrten innerhalb weniger hundert
Meter aufeinander folgen. Gerade bei ei-
nem „Ritt“ über die A 40 und die A 43
wird das deutlich: Hier hat man z.B. 14
verschiedene Möglichkeiten, nach Bo-
chum abzufahren.
Ein außergewöhnliches Ruhrgebiets-
Feeling mit fotogenen Industriesilhouet-
ten und mächtigen Hafenanlagen kann
man weiter westlich „erfahren“, im
Großraum Duisburg. Vielleicht an bzw.
in keinem anderen „Tatort“ spielte das
Auto und das Fahren eine so große Rolle
wie bei den Verfolgungsjagden von
Horst Schimanski in seinem alten
Citroen. Hier konnte mal einer so richtig
cool sein, wider alle Verkehrsregeln rum-
heizen und es genießen, so gar nicht po-
litically correct zu sein.
Dass sie sehr stark befahren sind, hat
den großen Verkehrsachsen im Pott na-
türlich auch arg zugesetzt. Vielfach sind
die Straßen in schlechtem Zustand, und
die Autobahnschilder sind mangels Geld
in den Stadtkassen oft alt, verschmutzt
und bloß mit gutem Willen lesbar. Oder
wenn man langsam fährt, was glückli-
cherweise oft - wenngleich manchmal
nicht ganz freiwillig - der Fall ist.
Denn wenn im Radiosender „Eins live“
die Staus und Verkehrsbehinderungen
verlesen werden, dann kann man sich
erst einmal zurücklehnen, das hört so
schnell nicht auf; und wenn die Lage gar
zu prekär ist, werden auch schon mal
erst die Autoschlangen ab vier oder fünf
Kilometern Länge für erwähnenswert ge-
halten.
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