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besondere Kommunikationsfreude
an den Tag legen. Die Bewohner lie-
ben das kleine Pläuschchen, und so
sollte es niemanden wundern, wenn
die Bäckersfrau oder der Kassierer an
der Supermarktkasse den Kunden in
ein gepflegtes Schwätzchen ver-
wickelt. Dieses spezielle Gesprächs-
klima ist ein Charakteristikum des Re-
viers und sorgt dafür, dass es meist
nicht schwer ist, mit den Menschen in
Kontakt zu kommen.
Begründet wird diese besondere At-
mosphäre der Toleranz und Offenheit
im Revier mit dem Bergbau und den
dort bestehenden engen Arbeitsver-
hältnissen: Weil die Industrialisierung
unzählige Menschen aus unterschied-
lichen Regionen und Ländern anlock-
te, war man vor Ort immer wieder mit
Fremden konfrontiert. Unter Tage oder
am Hochofen mussten sich die Arbei-
ter zudem aufeinander verlassen kön-
nen - egal, woher sie stammten. Hier-
durch, so die These, sei eine Tradition
der Toleranz, Solidarität und Aufge-
schlossenheit entstanden, welche die
Region noch heute auszeichnet.
Bemerkbar macht sich diese beson-
dere Mentalität im Revier nicht zuletzt
durch die kaum vorhandene Frem-
denfeindlichkeit. Die Zahl der Strafta-
ten in diesem Bereich liegt am Rande
der Messbarkeit.
Mentalität
„Die Menschen im Ruhrgebiet sind
offen und tolerant. Im Innersten ei-
gentlich bescheiden und scheu, ge-
hen sie frank und frei auf ihre Mitmen-
schen zu. Sie heißen Gäste herzlich
willkommen und zeigen untereinan-
der eine Solidarität, die noch an die
Zeiten des Bergbaus erinnert. Außer-
dem können die Bewohner des Ruhr-
gebiets ihre Hemdsärmel aufrollen, in
die Hände spucken und richtig zu-
packen. Das haben sie aus den Kri-
senzeiten gelernt - diesen zuversicht-
lichen Pragmatismus. Der lässt sie in
die Zukunft blicken, ohne ihre Wur-
zeln zu vergessen. Es ist diese Mi-
schung aus Charakterzügen, aus My-
thos und Klischees, die die Menschen
im Ruhrgebiet so authentisch macht
und sich nur schwer beschreiben
lässt. Man muss sie erleben - nicht
nur bei Pils und Currywurst!“
Dieses Zitat aus dem Jahr 2009 von
Fritz Pleitgen, dem ehemaligen WDR-
Intendanten, erklärt, warum viele Leu-
te im Ruhrgebiet auf die Frage, was
das Besondere der Region darstellt,
meist nur eine Antwort geben: die
Menschen. Auch wenn es auf den ers-
ten Blick etwas seltsam anmuten mag,
seine Heimatverbundenheit mit ei-
nem speziellen Menschenschlag zu
begründen, leuchtet eine derartige Ar-
gumentation doch ein, wenn man sich
die Mentalität und Kommunikations-
kultur der Ruhrgebietsbewohner nä-
her betrachtet. Freundlich, aufge-
schlossen und tolerant sind die Men-
schen im Pott, die darüber hinaus eine
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