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komplett geschmolzen worden waren. Da beide
Nuklide sehr geringe Halbwertszeiten haben
(0,7 und 3,5 Ma), ist dies ausschließlich ganz zu
Beginn der Lebenszeit unseres Sonnensystems
geschehen. Eisenmeteorite scheinen daher die
ältesten Gesteine des Asteroidengürtels zu re-
präsentieren. Derzeit wird angenommen, dass
die bekannten Eisenmeteorite möglicherweise
über 100 Mutterkörper repräsentieren - 13 grö-
ßere Klassen und bis zu 90 „anomale“, bislang
ungruppierte Eisenmeteorite, die in weniger
als fünf Exemplaren vorliegen (so viele müssen
es sein, um eine neue Klasse zu bilden).
Ihre Zusammensetzung wirkt auf den ersten
Blick zwar einfach, denn neben häufig zu run-
den Knollen aggregierten Ansammlungen aus
Graphit, Troilit, Schreibersit, Chromit, Phos-
phaten und Chondrit-ähnlichen Silikaten be-
stehen sie zu mehr als 90 % aus Eisen-Nickel-
Metall, doch hat es diese Eisen-Nickel-Legie-
rung mineralogisch in sich. Es werden zwei se-
parate Phasen ( Kamazit ,Balkeneisenund Ta e -
nit , Bandeisen) sowie ein feinkörniges Gemisch
aus beiden ( Plessit , Fülleisen) unterschieden,
diefürdietexturellenVariantenvonEisen-
meteoriten verantwortlich sind. Kamazit ist
kubisch-innenzentriert kristallisiert und ent-
hält maximal 7,5 Gew.-% Ni, während Taenit
kubisch-flächenzentriert ist und bis über
50 Gew.-% Nickel einbauen kann. Koexistieren
beidePhasen,istTaenitimmernickelreicher
(Abb.4.19 .Dieberühm en Widmanstät-
ten'schen Figuren (Kasten 4.7) entstehen durch
die Umwachsung der groben Kamazit-Balken,
die von Säure leicht angegriffenen werden,
durch den feinkörnigen, säurebeständigeren
Taenit. Diese Figuren sind ein eindeutiger Be-
leg für meteoritisches Eisen, da sie im Fe-Ni-
System auf der Erde nicht entstehen und im Fe-
Ni-System nicht einmal experimentell simuliert
werden können. Plessit füllt die Hohlräume
zwischendengroßenBalken.Anhandihrer
durch das Fe/Ni-Verhältnis des Meteoriten vor-
gegebenen Metallgefüge werden Eisenmeteo-
rite in drei unterschiedliche texturelle Gruppen
eingeteilt: Oktaedrite , Hexaedrite und Ataxite ,
doch ergibt die chemische Klassifikation eine
P = 1 bar
1000
900
800
Taenit
700
600
500
400
Kamazit
+
Taenit
300
0
10
20
30
40
50
Gew.% Ni
4.19 Das Phasendiagramm für Fe-Ni-Metall bei
1 bar und die Beziehung zwischen Entmischungs-
textur (Hexaedrit, Oktaedrit oder Ataxit) und dem
Nickelgehalt des Metalls. Nach Goldstein & Ogil-
vie (1965).
größere Vielfalt. Aufgrund von Korrelationen
zwischen Ni und anderen Elementen wie Ir, Ge
oder Ga werden dreizehn durch mehrere Mete-
oriterepräsentiertechemischeGruppenunter-
schieden, die mit römischen Zahlen und Groß-
buchstaben gekennzeichnet werden (Abb.
4.20). Jede chemische Gruppe repräsentiert ei-
nen-heutevermutlichzerstörten-Mutter-
köper. Etwa 15 % aller Eisenmeteorite lassen
sich keiner dieser Gruppen zuordnen. Sie re-
präsentieren bis zu 90 weitere Mutterkörper.
Oktaedrite (O), die mit Abstand häufigste
Gruppe der Eisenmeteorite, enthalten zwischen
6,5 und 18 Gew.-% Nickel im Metall. Nur in ih-
nen bilden sich die berühmten Widmanstät-
ten'schenFiguren(Kasten4.7).DasPhasendia-
gramm der Abb. 4.19 zeigt, dass nur in diesem
Zusammensetzungsintervall Kamazit und Tae-
nit bei Temperaturen koexistieren, die hoch ge-
nug sind, um durch Diffusion die Bildung der
grobkörnigen Gefüge zu ermöglichen.
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