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System Erde zu verstehen. Derzeit scheint
das Gesamtsystem durch die Kombination
von relativ schwachem Vulkanismus, relativ
vielen Kollisionsorogenen und durch das Vor-
handensein von eher N-S-gerichteten Ozeanen
ohne äquatoriale Ozeanverbindung relativ an-
fällig für kleine, sich aufschaukelnde Oszialla-
tionen in geologisch kurzen Zeiträumen zu
sein.
Im Kern berühren die beiden unterschiedlichen
Modelle natürlich die Frage, ob rein exogene,
also auch menschengemachte Einflüsse den
Thermostaten überlasten und das Klima verän-
dern können, oder ob alles endogen bestimmt
und daher von allem menschlichen Tun unab-
hängig ist. Die Menschheit ist gerade dabei,
diese Frage durch ein spannendes Experiment
zu untersuchen (Kasten 3.29; Abb. 3.144).
340
Eisbohrkern DE08
Eisbohrkern DE08-2
Eisbohrkern DSS
320
300
280
260
1000
1200
1400
1600
1800
2000
Jahr (nach Christus)
3.144 Die atmosphärische CO 2 -Konzentration
der letzten tausend Jahre, wie sie aus Eisbohrker-
nen rekonstruiert wurde. Im Jahr 2008 beträgt
der atmosphärische CO 2 -Gehalt bereits 385 mg/g.
Aus dem IPCC-Panelbericht 2007.
Kasten 3.29 Der globale Treibhauseffekt
Es ist unbestritten, dass natürliche Klima-
schwankungen existieren und zu drasti-
schen Temperaturveränderungen in der geo-
logischen Vergangenheit geführt haben
(Abb. 3.145). Es ist allerdings inzwischen
auch klar, dass die derzeitige auf fossilen
Energieträgern beruhende Lebensweise des
Menschen einen Einfluss auf die atmosphäri-
sche CO 2 -Konzentration und damit auf das
Klima hat (Abb. 3.144 und 3.146), wobei
letzteres von manchen Leuten noch ange-
zweifelt wird. Allerdings entnimmt man die-
sen Abbildungen auch, dass die Natur ohne
Zutun des Menschen in den letzten 350.000
Jahren ganz offensichtlich wirksame Rück-
kopplungs- und Pufferungsinstrumente ge-
funden hatte, den in diesem Kapitel disku-
tierten Thermostaten. Die natürlichen von
den anthropogen bedingten Variationen zu
unterscheiden ist demnach außerordentlich
schwierig, doch weisen z.B. die d 13 C-Daten
aus Korallen und Schwämmen (siehe z.B.
Abb. 4.94) eindeutig darauf hin, dass der
Mensch zumindest großen Anteil an der der-
zeit beobachteten Erwärmung hat. So ver-
änderte sich beispielsweise in den letzten
Jahrzehnten durch die Verbrennung isoto-
pisch leichter fossiler Brennstoffe der d 13 C-
Wert des atmosphärischen CO 2 von -7 auf -9
und in Ballungsräumen schon auf -12 ‰.
Abbildung 3.147 zeigt, wie sich bei verschie-
denen Szenarien der atmosphärische CO 2 -
Gehalt und die Durchschnittstemperatur in
unserer Lebenszeit verändern könnte - es ist
interessant, diese Entwicklungen mit den
natürlichen Schwankungen der Abb. 3.145
zu vergleichen. Auf lange Sicht hin wird sich
wohl durch das Versiegen der fossilen Brenn-
stoffe und durch das Anspringen des Verwit-
terungs-Thermostaten wieder ein Gleichge-
wicht auf vor-industriellem Niveau einstellen
(Abb. 3.148), doch muss man hier mit Zeit-
räumen von vielen Tausend bis einigen Hun-
derttausend Jahren rechnen.
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