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3.75 Vorkommen von granitoiden Magmatiten (rot) in den Grundgebirgsrümpfen Mitteleuropas
(hellgrau) nach Franke (1989).
sich entspannenden und hebenden Orogens
entstehen ebenso wie in Plumes Dekompressi-
onsschmelzen, und zwar sowohl in der Mittel-
als auch in der Unterkruste. Die Schmelzen sind
in diesem Fall leukogranitischer Zusammenset-
zung, bestehen also fast nur aus Quarz und
Feldspäten, insbesondere K-Feldspat und albiti-
schem Plagioklas, und enthalten nur sehr wenig
mafische Gemengteile. Diese Leukogranite ge-
hören zu den S-Typ-Graniten (Kasten 3.18) und
sind häufig mit Zinn-, Wolfram-, Lithium- und
Berylliummineralisationen vergesellschaftet. In
den Alpen ist der Novategranit nordöstlich des
Lago di Como ein typisches Beispiel für einen
solchen postkollisionalen Leukogranit, im
Schwarzwald sind Teile des Triberger Granites
so entstanden und auch Teile der Erzgebirgs-
graniteunddieGranitevonCornwallinSüd-
westengland zählen hierzu. Die letzten drei Vor-
kommen sind alle der variskischen Gebirgsbil-
dung zwischen 340 und 290 Millionen Jahren
zuzuordnen. Die wissenschaftlich am besten
untersuchten auf diese Weise entstandenen Leu-
kogranite sind allerdings die aus dem Himala-
ya, wo anhand von Geländedaten und experi-
men enB fundenn chgew enw rden
konnte, wie tektonische Position, Entwässe-
rungsreaktionen in der verdickten Krustenwur-
zel, Aufstieg dieser Fluide und mittelkrustale
Anatexis mit der Genese dieser Leukogranite
zusammenhängen (Abb. 3.76).
Anorogene Granitoide in extensionalen Milieus
kommen insbesondere im Bereich von Graben-
brüchen vor. Dort sind neben Alkaligraniten
insbesondere Syenite und Nephelinsyenite, sel-
tener auch Monzonite verbreitet. All diese Ge-
steine enthalten einen großen Anteil an frakti-
onierter Mantelkomponente, der in Syeniten
und Nephelinsyeniten relativ wenig, in Quarz-
syeniten und Alkaligraniten dagegen relativ
stark mit krustalen, granitischen Schmelzen
vermischt wurde („kontaminiert“, siehe Ab-
schnitt 3.9.2). Es handelt sich also überwiegend
um hybride Dekompressionschmelzen ,d.h.
also solche Schmelzen, die sich bei Druckent-
lastung bilden. Beispiele solcher Gesteine fin-
densichz.B.imOsloriftinSüdnorwegen,in
der Gardarprovinz Südgrönlands und an ver-
schiedenen Stellen des baltischen Schildes, z. B.
in Finnland und auf der Halbinsel Kola.
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