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denn genau diesen Zweck verfolgten
sie auch: „in Bildern zu erzählen“).
Während Giottos direkte Nachfolger
Epigonen blieben, trieben die Siene-
sen Duccios Kunst zu höchster Vollen-
dung und stießen dabei in Welten vor,
die in Florenz erst Generationen spä-
ter wieder erreicht wurden. Wegberei-
ter waren der weit gereiste Simone
Martini, ein enger Freund Petrarcas,
der den eleganten höfisch-gotischen
Stil weiter vervollkommnete, und Am-
brogio Lorenzetti, der nicht nur die
ersten nicht-säkularen Bilder des Mit-
telalters malte (Landschaften, Städte,
Stilleben, Alltagsszenen), sondern
auch Träume, Visionen, Farben und
Perspektiven, die teilweise sogar über
die Renaissance hinausweisen.
Gotik (um 1300-1400)
Erst die beiden großen Zeitgenos-
sen Dantes, Giotto in Florenz und
Duccio in Siena, begannen um 1300
erstmals „so zu malen, wie das Auge
sieht“.
Das Bild hört auf, eine undurchsich-
tige, undurchdringliche (Arbeits-) Flä-
che zu sein, sondern wird zu einem
Fenster , durch das man auf die sichtba-
re Welt blickt (sinnliche Wahrneh-
mung, optische „Realität“). Giottos
bahnbrechende, aus dem Geist der
klassischen Antike geschöpfte Raum-
konzeption (episch-dramatisch, Indivi-
duen statt „Massen“) und Duccios ge-
niale Synthese aus Byzantinismus und
Gotik (lyrisch-musikalisch, Kollektiv,
Gemeinschaft) wiesen der Malerei
gleichermaßen neue, wenn auch ganz
unterschiedliche Wege.
Beide malten nicht mehr nur für die
Ehre Gottes (und der Kirche), sondern
auch für die der Menschen (und spezi-
ell ihrer Gemeinden, die längst keine
gottgegebenen Entitäten mehr waren,
sondern dynamische Kommunen, die
ihr Schicksal selbst in die Hand nah-
men und „Geschichte machten“).
Der kosmopolitische und vielseitige
Giotto, den seine Heimatstadt 1334
sogar zum Dombaumeister ernannte,
revolutionierte mittels neuer Techni-
ken die Freskenmalerei. Der sesshaf-
te Duccio, der zeitlebens nur Tafelbil-
der produzierte, erhob die Predella
(Altarsockel) zum eigenständigen Bild-
träger; visuelle Miniaturen überneh-
men die Rolle von Predigt und mündli-
cher Nacherzählung (und muten uns
nicht umsonst wie Comic Strips an,
Frührenaissance (um 1420-1490)
In der Kapelle von Santo Spirito habe
ich dem Botticelli 78 Florin, 15 Soldi be-
zahlt, und zwar 2 Florin für Ultramarin,
38 Florin für Gold und die Vorbereitung
der Holztafel, und 35 Florin für seinen
Pinsel. (Zitat, unbek.)
Im Quattrocento vollzog sich die end-
gültige Trennung von Material, Hand-
werk und Technik („Pinsel“) und setzte
die Entwicklung zum individuellen
Künstler-Unternehmer (Leiter einer
Werkstatt, Bottega) ein. Gleichzeitig
verwandelte sich das Polyptychon der
Gotik (mehrteiliges Altarbild) zur ein-
heitlichen Pala (gemalte Architektur
statt Rahmenarchitektur) und setzte
sich das Malen mit (dauerhafteren und
variableren) Öl- statt Temperafarben
durch.
 
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