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punkt, auch wenn politisch und öko-
nomisch zu dieser Zeit bereits der
Niedergang eingesetzt hatte. Aus dem
ursprünglichen Quartett (mit Pisa, Luc-
ca und Siena) war nur noch Florenz
übrig geblieben - und nicht etwa als
„Neues Rom“ (wovon noch Pisa ge-
träumt hatte), sondern als „Neues
Athen”. In einer Sternstunde hekti-
scher Betriebsamkeit und relativen
Wohlstands griff plötzlich alles zusam-
men, was zuvor noch getrennt gewe-
sen war: Kunst und Wissenschaft,
Fantasie und Logik, Inspiration und
Technik, Forschung und Zauberei.
Umfassend gebildete Architekten wie
Brunelleschi und Alberti, die die Bau-
ten des alten Rom studierten, bei den
hervorragendsten Philosophen und
Humanisten ihrer Zeit aus und ein gin-
gen und als Ingenieure, Mathematiker
und Kunsttheoretiker hervortraten,
inspirierten Bildhauer wie Donatello
und Ghiberti, die nicht nur die Bibel,
sondern auch Petrarca, Platon und
Vergil zu lesen wussten, die wiederum
Maler wie Masaccio und Uccello
inspirierten, die abenteuerliche Ent-
deckungsreisen in den dreidimensio-
nalen Raum unternahmen. Ein
Netzwerk, in alle Richtungen gespannt
und aus allen Richtungen kommend.
Ein Donatello oder Masaccio musste
sich nicht mehr nur auf verglühte Fix-
sterne wie Pisano und Giotto bezie-
hen, sondern schöpfte seine Ideen
und Visionen gleichermaßen von
Freunden und Zeitgenossen aus ande-
ren Disziplinen.
Das Ausmaß des unmittelbaren „An-
schauungsunterrichts”, den die Renais-
sance dabei bei antiken Vorbildern
nahm, zeigt sich in der überraschend
geringen Rolle, die das Theater und die
Musik in dieser Ära spielten. Mit den
Multitalenten Michelangelo und Leo-
nardo da Vinci (sowie Botticelli und
Raffael ) erreichte die Renaissance den
Gipfel, um unmittelbar danach, wie
tödlich ermattet, steil abzustürzen. Mi-
chelangelo übersteigerte die klassisch-
harmonischen Ideale der ausgehen-
den Epoche bis zum Illusionismus und
Gigantismus und läutete den Weg ins
absolutistische Barockzeitalter ein.
Romanik
Bodenständig, kontemplativ, andäch-
tig, in sich gekehrt; eine fromme Toch-
ter der Antike. Statik und Logik sind
noch miteinander identisch, alle Ele-
mente sind sichtbar, nachvollziehbar,
dem Betrachter offen zugewandt.
Mit Rundbögen und Tonnengewöl-
ben. Schmuck ist Teil der Architektur.
Die aus Frankreich kommende Ro-
manik fasste eher in Oberitalien Fuß
als südlich des Apennin. In der Tosca-
na handelt es sich praktisch ausnahms-
los um an strategisch exponierten Stel-
len (Pilgerwege, ehemalige etruski-
sche oder römische Opferstätten) er-
richtete Benediktinerabteien und ein-
fache Pfarrkirchen auf dem Land (von
lat. plebs Pieve genannt). Ihre Ära ging
unwiderruflich um 1200-1250 mit
dem Auftauchen der Gotik und der
neuen Bettelorden der Dominikaner
und Franziskaner zu Ende.
Abbadia San Salvatore, um 1036
San Piero a Grado, um 1050
Collegiata, San Quirico, um 1080
 
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