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Guelfen gegen Ghibellinen
Der Stellvertreterkrieg zwischen kaisertreuen Ghibellinen, die ein starkes, vereintes Itali-
en unter Führung der deutschen Kaiser anstrebten, und papsttreuen Guelfen, die an ei-
ner Aufsplitterung des Territoriums zugunsten unabhängiger Stadtrepubliken interessiert
waren, zerfleischte die Toscana bis ins 14. Jh. hinein. Ihre Namen leiten sich von zwei
deutschen Fraktionen ab, den Anhängern des Staufers Friedrich II. (1198-1250), die
nach dessen schwäbischer Heimatstadt auch Waiblinger genannt wurden, und den an-
tikaiserlichen Welfen, die sich um die Herrscher von Sachsen und Bayern scharten.
Offen zum Ausbruch gekommen war der Machtkampf anlässlich des Streits um die
Bischofsinvestitur zwischen Papst Gregor VII.. und Heinrich IV., in dessen Verlauf Rom
den Kaiser 1077 zum Bußgang nach Canossa zwang. Die Einheit von Reich und Kirche
und das langobardisch-karolingische Feudalsystem zerbrachen, der Aufstieg der Kom-
munen konnte seinen Anfang nehmen. Die mit dem Papst verbündeten Städte entfes-
selten die Wirtschaft und vertrieben den Adel vom Land, aber jede für sich und in Kon-
kurrenz zur anderen; ohne den Kaiser fehlte die ordnende Hand, die die Toscana (und
Italien) zu einem zentralistisch regierten, „modernen“ Einheitsstaat hätte machen kön-
nen (freilich um den Preis des Fortschritts).
Die Städte, Zentren des Finanzkapitals, des Bankwesens, der Produktion, der Wissen-
schaft und Künste, bekämpften einander bis aufs Messer, aber in allen Kommunen wa-
ren auch jeweils beide Parteien vertreten, die bereitwillig ständig die Seiten wechselten,
wenn es ihnen einen Vorteil versprach. Höhepunkt des Konflikts war die blutige
Schlacht 1260 bei Montaperti, in der das ghibellinische Siena mit Hilfe der Staufer Man-
freds von Sizilien Florenz besiegte und den guelfischen Rivalen beinahe ein für allemal
ausgelöscht hätte.
Die Sehnsucht nach einer übergeordneten, unparteilichen Ordnungsmacht ließ selbst
Dante (der offen römisches Erbe und germanische Tradition für das Chaos verantwort-
lich machte und für eine Balance zwischen Staat und Kirche eintrat) in Heinrich VII. den
Retter Italiens sehen, ehe der deutsche Kaiser 1313 überraschend starb (und im Dom zu
Pisa bestattet wurde). Dante musste ins Exil. Erst als die Päpste ausländische Mächte zu
Hilfe riefen (Frankreich, Spanien), ging Florenz schließlich siegreich aus dem Konkur-
renzkampf der Städte hervor, büßte damit aber auch bald seine Unabhängigkeit als freie
Republik ein.
Ab 1000 war die Zeit des Auf-
bruchs. Die Bevölkerung wuchs,
Märkte entstanden, der Fernhandel
erblühte. Das neue Zahlungsmittel
Geld trat an die Seite ererbter Privile-
gien, die starre gesellschaftliche Ord-
nung geriet in Bewegung.
Unter dem Vorwand des Konfliktes
Kaiser gegen Papst tobte in Wahrheit
der Kampf einer neuen Klasse, des
aufstrebenden Bürgertums, gegen die
etablierten Privilegien und Besitzstän-
de der Herrschenden, d. h. von Adel
und Klerus.
Trecento
Das 14. Jh. bildet den Endpunkt der
Entwicklungen des 11.-13. Jh.s und
markiert in ganz Europa den Übergang
vom Mittelalter zur Neuzeit. Italien
nimmt eine Sonderstellung ein, zum ei-
 
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