Travel Reference
In-Depth Information
Doch der „Wirtschaftsstandort“ Tus-
cia verfiel fast so rasch, wie er aufge-
blüht war, als Getreideimporte aus der
Sklavenökonomie Ägyptens und Erze
und Mineralien aus Kleinasien billiger
kamen als arbeitsintensive heimische
Latifundien und Bergwerke. Bauern
und Bergleute wurden als Soldaten
und Handwerker des Imperium Roma-
num gebraucht, Etrurien entvölkerte
sich und verfiel. Schon um die Zeiten-
wende, zur Zeit Kaiser Augustus', wa-
ren die meisten Bewässerungsanlagen
verkommen. Die fruchtbaren Lände-
reien wurden wieder zu fieberver-
seuchten Sümpfen, und die sich selbst
überlassene Bevölkerung zog sich
zum Schutz vor Seuchen und Plünde-
rern ins Berg- und Hügelland zurück.
te alles „Heidnischen“ (sprich Römi-
schen, Griechischen, Etruskischen)
ausgemerzt wurden und alles so blieb,
wie es war (denn es war gottgege-
ben). Als 568 die Langobarden in Tus-
kien einfielen und es zu ihrem Herzog-
tum erklärten, leiteten sie einen jahr-
hundertelangen Konflikt mit den Päps-
ten ein, die nichts so sehr fürchteten
wie ein vereintes Italien (unter wessen
Herrschaft auch immer), das ihre
Pfründe schmälern würde. Als Lucca
und Pisa als langobardische Residen-
zen zu prosperieren begannen, such-
ten die Päpste einen Verbündeten und
fanden ihn in den Franken. Karl der
Große zerschlug 774 das Langobar-
denreich und wurde von den dankba-
ren Päpsten zum Kaiser gekrönt.
Die Franken überzogen die Mark-
grafschaft Tuszien mit einem Netz von
Ritterburgen, von denen aus der Adel
Leibeigene das Land bestellen ließ und
Wucherzinsen von den Händlern der
Märkte erhob. Eigentliche Ordnungs-
macht aber blieb die Kirche, die mit
dem Ablasshandel zudem eine spru-
delnde Geldquelle erfand. Die freiwil-
lig-unfreiwillige Gewaltenteilung mün-
dete bald in einen offenen Macht-
kampf zwischen Papst- und Kaiser-
tum, der zunehmend erbitterter aus-
getragen wurde. In den aufblühenden
toscanischen Städten bekämpften ein-
ander die Fraktionen der Guelfen
(Papsttreue) und Ghibellinen (Kaiser-
treue) in ständig wechselnden Allian-
zen bis aufs Messer, verfochten dabei
im Grunde aber immer nur ihre eige-
nen (familiären, lokalen, regionalen)
Machtinteressen.
Völkerwanderung
& Frühmittelalter
Nach dem Fall Roms im 5. Jh. verfiel
die Toscana in jahrhundertelange
Stagnation und wurde zur Durch-
gangsstation für die Völkerwande-
rung, die ganz Europa in ihren Bann
zog. Jeder wollte das Erbe Roms antre-
ten (Ostgoten, Langobarden, Karolin-
ger) oder es zumindest erobern und
plündern (Westgoten, Hunnen, Vanda-
len). Die Toscana wurde zu einem Ex-
perimentierfeld für Fremdherrscher je-
der Couleur. „Germanische“ Struktu-
ren (feudale Fürstentümer) vermisch-
ten sich mit „spätrömischen“ (Bis-
tümer, Diözesen), häufig in Personal-
union, und ein rigoroser christlicher
Fundamentalismus wachte eifersüch-
tig darüber, dass auch die letzten Res-
 
Search WWH ::




Custom Search