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soll der sagenhafe
König Porsenna
et-
wa 500 v. Chr. Rom erobert und ge-
brandschatzt haben. Damals besaß
Chiusi noch eine direkte Schiffsverbin-
dung mit Rom und dem Meer (über
Chiana und Tiber), und der nahe
Lago
di Chiusi
war ein geschäftiger Binnen-
hafen. Unter den Römern, die
Clusium
seine typische Feldlagerform verlie-
hen, war Chiusi bereits im 5. Jh. Bi-
schofssitz, ehe die Goten und Lango-
barden über sie kamen und der Verfall
einsetzte. Im Mittelalter wurde Chiusi
abwechselnd von Siena, Perugia und
dem päpstlichen Orvieto regiert, ehe
es 1556 an das Großherzogtum der
Medici fiel und aufgrund der ungesun-
den Luft (
mal aria
), die von den Sümp-
fen aufstieg, zu guter Letzt auch von
den Bischöfen verlassen wurde.
Der poröse Tuffsteinfels von Chiusi
wurde zum Zweck der Wasserversor-
gung von den Etruskern fast vollstän-
dig ausgehöhlt. Das kilometerlange
Netzwerk unterirdischer Stollen, Korri-
dore, Speicherbecken und kommuni-
zierender Röhren - in dem man laut
Aufzeichnungen des Plinius lange Zeit
das Grabmal König Porsennas vermu-
tete - diente später den frühen Chris-
ten als Fluchtweg und Versteck vor
den Nachstellungen der Römer. Ein
kurzer Stollenabschnitt unter dem
Domplatz mit einer 12 m unter der
Erdoberfläche liegenden Zisterne, et-
was pompös
Labirinto di Porsenna
genannt, kann besichtigt werden.
Der Dom
San Secondiano
gilt als
eine der frühesten Kirchengründun-
gen Italiens (558). Davon noch erhal-
ten sind immerhin 18 ionische und ko-
rinthische Marmorsäulen, die die drei-
schiffige Basilika unterteilen und ver-
mutlich aus Tempeln des römischen
Forums stammen. Der heutige Bau
aus dem 13. Jh. wurde Ende des 19.
mitsamt falschen „byzantischen Mosa-
iken“ unsachgerecht umgebaut, so-
dass er einen eher zwiespältigen Ein-
druck erweckt. Vor dem Altar sind Res-
te eines römischen Mosaikfußbodens
zu sehen.
Das
Museo della Cattedrale
bietet
nicht allzu viel, sieht man einmal von
einer Sammlung bemalter und verzier-
ter
Chorbücher
aus Monte Oliveto
Maggiore (um 1456) sowie von dem
bereits auf Leinwand (statt wie damals
noch üblich auf Tafel) gemalten An-
dachtsbild der
Madonna mit Kind
von
Sano di Pietro (1455) ab.
Museo Etrusco
Die touristische Hauptattraktion Chi-
usis ist das 1871 gegründete und seit
1901 in einem neoklassizistischen Bau
am Domplatz beheimatete
Etrusker-
museum.
Gezeigt werden kolorierte
Aschenurnen aus Ton und Alabaster,
Flachreliefs mit Darstellungen von
Festbanketten und Musikanten, Mas-
ken, Amphoren, Sphinxe, Sarkophage,
Haus- und Küchengeräte, Schmuck
aus Gold und Elfenbein - kurz, das
Spektrum ist groß und die Auswahl un-
gemein reichhaltig. Geradezu „afrika-
nische“ Assoziationen stellen sich bei
manchen Objekten ein, die man so
in keinem anderen Museum der Tos-
cana sehen kann. Abgenommene
Wandfresken und Fotografien aus Grä-
bern, die mangels Restaurierungsmög-