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aber getreu Bernardos Vision ein
weißes (Farbe des Taufgewandes, des
Paradieses). Im großen Pestjahr 1348
zog Bernardo mit achtzig seiner Brü-
der nach Siena, um den Kranken zu
helfen, und wurde mitsamt den meis-
ten seiner Gefährten ein Opfer der
Seuche. Der Orden der Olivetaner be-
steht als reformierter Zweig der Bene-
diktiner noch heute und ist über die
gesamte Welt verbreitet; die Mehrzahl
der Novizen stammen heute aus Asien
und Lateinamerika.
ne, große, unscheinbar graue, bunt
gefiederte, anmutige, stolze. Bruder
Johannes liebte die Vögel über alles.
Das eindrucksvolle Lesepult schuf
ein anderer Bruder, Fra Raffaele da
Brescia (1530). Erklärter Liebling der
Besucher ist die lebensgroße getigerte
Katze. Die handwerklich wie künstle-
risch hochbegabten Mönche speziali-
sierten sich schon früh auf die Pflege
und das Binden von Handschriften
und unterhalten noch heute eine Res-
taurationswerkstatt. Unter den mehr
als 40.000 Bänden der Libreria, deren
Eingangspforte wieder von Fra Gio-
vanni geschnitzt wurde, befinden sich
kostbare Handschriften und handge-
malte Chorbücher aus dem 14.-18. Jh.
(Zugang vom Kreuzgang aus).
Die Intarsien
Ein Kosmos aus Birnbaum, Nuss-
baum, Steineiche, Kastanie, Olive und
Ahorn, verschieden getönt, gemasert,
gebeizt, eingelegt und zusammenge-
fügt. Träume aus Holz, Träume auf
Holz, geträumt vor 500 Jahren, 1503
bis 1505. Die wunderschönen Schnit-
zereien und Intarsien des Chorge-
stühls der Kirche stammen aus der
Hand des Fra Giovanni da Verona
(demselben, der auch die Einlegear-
beiten im Dom zu Siena schuf).
Die aberwitzigen Fluchtlinien der
Zentralperspektive saugen den Blick in
die Tiefe, bezaubern und lassen
schwindeln zugleich - Fensterbretter
der Illusionen. Landschaften er-
strecken sich in die Tiefe des 16. Jh.s,
sienesische Lehmhügel wechseln ab
mit Stadtansichten (Siena, der Mu-
schelplatz) und wie zufällig aufge-
stoßenen Schranktüren, in denen Stil-
leben arrangiert sind: Vasen, Bücher,
Sanduhren, Granatäpfel. Ein Toten-
schädel. Eine Laute mit gesprungenen
Saiten. Und immer wieder Vögel. Klei-
Die Fresken
Den zweiten großen Schatz des
Klosters bergen die Bogengänge des
Klosterhofs ( Chiostro Grande , 1426-
43). 8 der 35 Episoden aus dem Le-
ben des hl. Benedikt ( San Benedetto ,
480-547, siehe Exkurs) stammen von
Luca Signorelli, der 1497 an der
Westwand begann, aber schon im
Jahr darauf nach Orvieto weiterzog,
die übrigen Fresken malte ab 1505 der
gebürtige Piemontese Giovanni Anto-
nio da Bazzo (1477-1549), laut Vasari
„ein maßlos fröhlicher und zügelloser
Mensch, der sich durch seine äußerst
lockere Lebensweise den Namen Sodo-
ma verdient hat“.
Den frommen Mönchen jedenfalls
bereitete der lebenslustige Maler
ebenso viel Freude wie Ungemach,
wenn er die Versuchung Benedikts
 
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