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den allgegenwärtigen Felswänden
Grabkammern aus, so genannte Co-
lombarien , die heute meist als Wein-
keller, Garagen, Ställe oder Rumpel-
kammern Verwendung finden, bis vor
wenigen Jahrzehnten aber noch als
Unterkünfte der Armen dienten.
Bei einem Rundgang wird sehr bald
deutlich, wie sehr das mächtige
Guelfengeschlecht der Orsini den Ort
nach 1293 beherrschte. Unmittelbar
vor dem mittelalterlichen Stadtkern
wacht ein Bär, das Wappentier des
Clans ( orso , Bär) mit dem Kopf eines
Löwen am Aufgang des gewaltigen
Palazzo Orsini, an dessen Fassade
das Motiv noch einmal als Wappen
wiederkehrt. 1545 hatten die Orsini
angeblich nach Plänen des Florentiner
Baumeisters Guiliano da Sangallo die
mittelalterliche Zitadelle in einen stan-
desgemäßen Palazzo umwandeln las-
sen und entstand der Innenhof mit
sechseckigem Brunnen, dazu ein neu-
es, reich verziertes Portal und der auf
ionischen Säulen ruhende Portikus. Im
Innern ist heute u. a. das neu gestaltete
Museo Civico mit etruskischen Funden
der näheren Umgebung unterge-
bracht. Noch im gleichen Jahr errich-
tete man zur Wasserversorgung des
Palastes und des Orts ein Aquädukt,
von dem noch 15 große und mehrere
kleinere Bögen zu sehen sind, so vor
allem an der Piazza della Repubblica ,
wo sie den dekorativen Hintergrund
für den hübschen Renaissancebrun-
nen liefern.
Über die Via Roma gelangt man
zum Dom. Rechts wie links der Straße
herrscht pures Mittelalter, ein Laby-
rinth von Gassen, Gässchen und Trep-
penwegen, die mal an einer Haus-
wand, einem Brunnen, einer Stadt-
mauer oder schier am Abgrund en-
den. Der im 18. Jh. außen wie innen
vollständig im Barockstil umgebaute
Duomo Santi Pietro e Paolo passt auf
den ersten Blick wenig in diesen Rah-
men. Die papsttreuen Orsini hatten je-
doch vergeblich versucht, Sovana den
Bischofssitz abzutrotzen (der kam erst
1660 nach Pitigliano), sodass die Me-
dici sich bemüßigt fühlten, den allzu
unscheinbaren Vorgängerbau später
von Grund auf umzugestalten. Der
weithin sichtbare Wehrturm wurde da-
bei zum eleganten Campanile, das
Portal zieren Statuen der beiden Kir-
chenpatrone. Im Inneren ein prächti-
ger barocker Hochaltar und Werke des
Einheimischen Francesco Zuccarelli
(1702-88), der 1752 nach England
auswanderte und sich einen Namen
als Mitbegründer der Royal Academy
machte. Das fröhliche Travertin-Bär-
chen auf dem nach Papst Gregor VII.
benannten Domplatz ist wieder das
Wappentier der Orsini und hockt
schon seit 1490 auf seinem Podest.
Folgt man der Via Roma (jetzt: Via Ge-
nerale Orsini) weiter, trifft man auf die
kleine Pieve Santa Maria. Die 1274
erstmals erwähnte Kirche wurde 300
Jahre später im Renaissancestil umge-
staltet, weist aber an der Außenwand
ein faszinierendes, nahezu etruskisch
anmutendes Relief mit Sirenen auf
(11. Jh.?). Noch ein Stück weiter er-
reicht man das Ortsende mit der auf
etruskischen Mauerresten errichteten
Porta di Sovana .
 
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